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Manor setzt auf Cross Docking

Warenbestände reduzieren und Warenflüsse beschleunigen gehören zu den Herausforderungen von Logistikern und Supply Chain Managern. Cross Docking ist eine Möglichkeit, diese zu meistern. Rund 40 Teilnehmer informierten sich an der Praxisveranstaltung „Cross Docking bei Manor“ in der Verteilzentrale Hochdorf, wie die grösste Warenhausgruppe der Schweiz Cross Docking nutzt.

Noch bevor die Manor AG, sowie zwei Lieferanten von ihren Erfahrungen berichten konnten, stellte Valentin Wepfer, stellvertretender Geschäftsführer von GS1 Schweiz, die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage von GS1 Schweiz zum Thema vor. Wesentliche Erkenntnis: Cross Docking beschäftigt sowohl die Händler als auch Hersteller, jedoch nicht gleichermassen. So betreiben zwar alle Händler Cross Docking mit einem Teil der Lieferanten, doch nur die Hälfte der befragten Hersteller nutzt Cross Docking. Unterschiede gibt es auch bei der Ausprägung: Bei den Herstellern ist das einstufige Cross Docking vorherrschend. Nur rund 17% verwenden beide Arten. Auf Händlerseite verhält sich das anders: 17% setzen auf das einstufige Cross Docking, während knapp 85% beide Formen nutzen.

Nicht um jeden Preis
Dieter Peltzer von Manor AG stieg mit seinem Vortrag in den praktischen Teil der Veranstaltung ein. Er stellte den Einsatz von Cross Docking bei der Manor AG vor. Die Warenhausgruppe hat bereits vor 15 Jahren erste Erfahrungen gesammelt. Heute werden rund 15 Prozent des Einkaufsvolumens über Cross Docking abgewickelt. Dieter Peltzer betonte in seinem Referat, dass Cross Docking nicht bei allen Sortimenten bzw. Lieferanten Sinn macht. „In ein paar Fällen sind wir vom Cross Docking wieder abgekommen.“ Das Cross Docking gut überlegt sein will, liegt auch an den umfangreichen Umstellungsparametern:

-    Sortimente
-    Bestell- und Lieferzeitpunkte
-    Transport
-    Lieferung
-    Informationsfluss

Diese Punkte seien mit dem Lieferanten zu besprechen und dann in einem sogenannten Service-Level-Agreement festzuhalten. Auch wenn es sich hierbei nicht um einen Vertrag handele, sei es besonders wichtig. „Das Dokument hält alle wichtigen Punkte fest und wird allen Beteiligten zur Verfügung gestellt“, so Peltzer.

Ein Modell in zwei verschiedenen Varianten
Manor nutzt sowohl das einstufige als auch das zweistufige Cross Docking. Der Unterschied besteht darin, dass der Lieferant beim einstufigen Verfahren die Ware bereits pro Filiale kommissioniert an den Cross Docking Punkt liefert. Beim zweistufigen Cross Docking übernimmt der Käufer das Bereitstellen pro Filiale.
Werner Ruf von Elco AG und Stefan Gilbert von L’Oréal Suisse SA erläuterten ihre Sicht des Cross Docking mit Manor. Beide beliefern ausschliesslich Manor mit diesem Verfahren.
Elco AG setzt auf das einstufige Cross Docking und nutzt dabei den elektronischen Datenaustausch (EDI). Die Basis sind die UN/EDIFACT Nachrichten ORDERS, DESADV, INVOIC. Die Fehlerquote sei dabei gering: Von fast 14‘000 Bestellungen sind 2013 nur 35 fehlerhaft gewesen oder manuell bearbeitet worden. In seinem Fazit hob Werner Ruf hervor, dass es sich hier um keinen Standard-Ablauf handelt.
L’Oréal Suisse SA hat erst 2012 auf das zweistufige Cross Docking umgestellt. Zuvor wurden die Filialen täglich direkt beliefert. Wie auch ELCO nutzt L’Oréal EDI. Für L’Oréal Suisse SA sei ein Vorteil, dass die Supply Chain so zentral organisiert werden kann. Dank einer besseren Planung kann L’Oréal sowohl die Lieferungen als auch das Lagerwesen optimieren.


Automatisierte Kommissionierung für Cross Docking Artikel
Im Anschluss an die Referate besichtigten die Teilnehmenden die Verteilzentrale Hochdorf. Hier arbeiten - je nach Saison - 200 bis 250 Mitarbeitende. Die Verteilzentrale verfügt über 80‘000 m2 Lagerfläche sowie einen Bahnanschluss. Jeden Tag rollen rund fünf Bahnwägen und 25 Camions Richtung Warenhäuser. Oliver Koch, Leiter der Verteilzentrale Hochdorf, zeigte den Besuchern auch den Autostore. Dies ist ein automatisches Kleinteilelagersystem zur effizienten Kommissionierung. „Wir haben den Autostore Ende August dieses Jahres in Betrieb genommen“, so Oliver Koch. „Noch lasten wir den Autostore nicht voll aus. Das wird dann Ende Oktober der Fall sein.“ Manor nutzt die Anlage auch für Artikel, die über das zweistufige Cross Docking geliefert werden. Bis Ende Oktober sollen täglich rund 3‘000 Bestellpositionen, die von 25 Lieferanten mit Cross Docking II geliefert werden, über den Autostore verarbeitet werden.

Katharina Birk

 

Cross Docking - Definition

„Cross Docking ist ein Prozess, der ausschliesslich durch den Käufer gesteuert wird. Die Anlieferung der vorkomissionierten Ware an den Cross-Docking-Punkt erfolgt durch den Verkäufer.  Der Cross-Docking-Punkt ist ein bestandsloser Umschlagpunkt, bei dem die An- und Auslieferungen zeitlich und mengenmässig so koordiniert werden, dass die ankommenden Waren direkt nach dem Eingang kundenbezogen auf die ausliefernden Transportmittel geladen werden können. Dabei entfallen die Prozesse der Lagerung und Kommissionierung (...).“

Quelle: GS1 Schweiz, „Warenflussmodelle – Eine Anleitung für Praktiker“
GS1 Mitglieder können die Broschüre hier kostenlos herunterladen.

Weitere Logistik-Praxisveranstaltungen: http://www.gs1.ch/events/aktuelle-events

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