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Kaum Wachstum – Schweizer Logistikmarkt hält den Atem an

Die Auswirkungen des Frankenschocks bringen auch die Schweizer Logistikbranche ins Wanken. Nach ersten Berechnungen wird das Logistikmarktvolumen im Jahr 2015 um 0.9% auf 38.8 Mrd. CHF sinken. Für 2016 ist wieder mit einem leichten Wachstum rechnen.

Das prognostizierte Logistikmarktvolumen kann auf unterschiedliche Entwicklungen zurückgeführt werden. Sowohl der Bestand an Camions als auch die auf der Strasse transportierten Gütermengen sind 2014 gesunken. Hingegen sind die auf der Schiene beförderten Tonnagen gestiegen. Insgesamt hat die Transportleistung, d.h. die Tonnenkilometer, zugenommen. „Dies ist unter anderem auf die wachsende Bedeutung desOnlinehandels zurückzuführen: Die Tendenz geht hin zu kleineren Sendungsgrössen bei steigender Sendungsfrequenz“, erklärt Prof. Dr. Wolfgang Stölzle, Mitautor der „Logistikmarktstudie Schweiz“.

Der anhaltend starke private Konsum sowie die Zunahme der Erwerbstätigen in der Schweiz wirken sich ebenfalls positiv auf die Logistiknachfrage aus. Zwar kurbeln sinkende Preise infolge des Frankenschocks den Binnenkonsum an, doch dieser Effekt wird durch steigenden Einkaufstourismus abgeschwächt. Schweizer Logistikdienstleister sind ausserdem einem wachsenden Margendruck ausgesetzt. „Der E-Commerce beflügelt zwar den KEP-Markt, schwächt aber zugleich das klassische Stückgutgeschäft. Die Transportpreise stagnieren demnach bzw. sinken sogar leicht“, so Stölzle weiter. Dies führt in der Konsequenz zu sinkenden Durchschnittslöhnen im Transportsektor um 0.7% und insgesamt zu einer verminderten Bruttowertschöpfung imLogistikgesamtmarkt.

 

Frankenschock beschäftigt Logistiker

Auch der Aussenhandel beeinflusst den Schweizer Logistikmarkt. Insbesondere die mengenmässig starken Importe müssen in der Schweiz feinverteilt werden. Der Export spielt vor allem für die Luftfracht eine bedeutende Rolle. Zwar scheinen die Exporte mit rund 17.3 Mio. t im Vergleich zu rund 51.9 Mio. t Importen im Jahr 2014 gering. Dabei handelt es sich jedoch primär um hochwertige Güter, die zu einem grossen Teil per Luftfracht transportiert werden. Sie machen rund 39% des wertmässigen Exportvolumensaus. Die Aufhebung der Wechselkursuntergrenze zum Euro im Januar dieses Jahres hat das Aussenhandelsvolumen gedrückt. Im ersten Halbjahr sanken sowohl die Ausfuhren (-2.6%) als auch die Einfuhren (-7.4%).

 

Wichtigste Handelspartner der Schweiz bleiben stabil

Trotz einer schwachen europäischen Gesamtwirtschaft bleibt die wirtschaftliche Lage der wichtigsten Handelspartner der Schweiz stabil. So stieg 2014 laut dem Statistischen Bundesamt (DESTATIS) das BIP der Bundesrepublik Deutschland um 1.6% im Vergleich zum Vorjahr. Auch 2015 wächst die deutsche Wirtschaft, wenngleich auch etwas langsamer. Das BIP des Euroraums setzt seine Erholung langsam fort und legte im 1. Quartal 2015 um 0.4% zu.

Vor allem der Aussenhandel mit Asien befindet sich seit rund 3 Jahren im Aufwind. Dies kurbelt die Schweizer Logistikbranche an: So profitieren Logistikdienstleister nicht nur von der wachsenden Nachfrage an grenzüberquerenden Transporten, sondern auch von der Abwicklung der Verzollung. Der Handel mit China befindet sich anhaltend auf hohem Niveau, auch wenn ein durchschlagender Effekt des vor rund einem Jahr in Kraft getretenen Freihandelsabkommen noch nicht erkennbar ist.

 

Logistikmarkt ab 2016 wieder auf Wachstumskurs

Aufgrund der momentan prognostizierten Zunahme des Schweizer BIP für 2016 um 1.6% ist im kommenden Jahr wieder mit einem Anstieg des Logistikmarktvolumens zu rechnen. „Berücksichtigt man eine gewisse Prognoseunschärfe, wird sich das Logistikmarktvolumen voraussichtlich zwischen 39.2 und 39.4 Mrd. CHF einpendeln“, so Stölzle. Dies entspricht einem Wachstum zwischen 1.0% und 1.7%. „Die Weltbank hat für die Weltwirtschaft ein Wachstum von 3.3% prognostiziert. Deshalb ist für den Schweizer Logistikmarkt eher ein Wachstum im oberen Bereich der Schwankungsbreite, also 1.7% zu erwarten.“

Die positiven Aussichten könnten jedoch durch unabsehbare Konsequenzen der Schuldenkrise in Griechenland getrübt werden. Eine weitere Schwächung des Euros könnte sich negativ auf die Schweizer Exportindustrie und die Binnennachfrage – und somit auch auf die Logistikbranche – auswirken.

 

Der Schweizer Logistikmarkt im Überblick
Der Schweizer Logistikmarkt beschäftigt rund 177 000 Erwerbstätige. Sie verteilen sich sowohl auf die verladende Industrie als auch auf die Schweizer Logistikdienstleistungsbranche. Etwa 58 400 arbeiten bei den Top 100 Logistikdienstleistern der Schweiz. Sie erwirtschafteten 2013 zusammen einen Umsatz von 16.5 Mrd. CHF. Die PostMail AG, die PostLogistics AG, die SBB Cargo AG, die Swiss Post International und die Planzer Transport AG sind die grössten fünf Logistikdienstleister der Schweiz und tragen zusammen rund 42% zum Gesamtumsatz der Top 100 Logistikdienstleister bei. (Zahlen: Logistikmarktstudie Schweiz 2015)

 

Die Angaben beruhen auf den aktuell verfügbaren Daten (Stand: Juli 2015). Weitere Analysen rund um Trends und Entwicklungen in der Logistik sind in der Logistikmarktstudie Schweiz zu finden.

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