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Happy Birthday, Barcode!

Der Barcode feiert dieses Jahr seinen 40. Geburtstag. GS1 network hat sich mit Nicolas Florin, CEO von GS1 Schweiz, über seinen Nutzen, seine Zukunft und Alternativen unterhalten.

Der Barcode feiert 2013 seinen 40. Geburtstag – ein Grund zum Feiern?

Auf jeden Fall, denn der Barcode hat die Konsumgüterbranche geprägt. Aus der einfachen Grundidee, den Prozess an der Kasse zu vereinfachen und zu beschleunigen hat sich schlussendlich ein ganzes System entwickelt. Der Barcode hat wesentlich zur Vereinfachung der wirtschaftlichen Prozesse beigetragen. Was an der Kasse im Supermarkt angefangen hat, ist heute für über eine Million Unternehmen weltweit die Grundlage für die Steuerung ihrer Waren- und Informationsflüsse. Die dadurch gewonnene Effizienzsteigerung ermöglicht enorme Einsparungen, die sich jährlich weltweit auf mehrere Milliarden beziffern lassen. Die Wirtschaft hat also definitiv etwas zu feiern!

Sie haben bisher nur von der Wirtschaft gesprochen. Wie profitieren die Konsumenten vom Barcode?

Man könnte allen voran die rasche Abwicklung der Einkäufe bzw. der Zahlungen an der Kasse nennen, doch der Nutzen des Barcodes geht deutlich tiefer. Mit dem Barcode hat sich ein ganzes System entwickelt. Die Identifikation von Produkten ist hier das Kernelement. Wenn ein Produkt eindeutig identifiziert ist, können mit Hilfe der damit verbundenen Informationen beispielsweise die Warenbestände verwaltet werden. Und hier kommt der Konsument ins Spiel: das System ermöglicht eine bessere Bestandsverwaltung und führt zu einer höheren Warenverfügbarkeit, die wiederum im Interesse des Konsumenten ist.
Weiterhin ermöglicht der Barcode den Konsumenten einen einfachen Zugriff auf Produktinformationen. Durch das Scannen des Barcodes via Smartphones können Konsumenten relativ einfach auf Informationen im Internet zugreifen. Hier steht die Entwicklung erst am Anfang!
Übrigens meine ich mit „rascher Abwicklung der Zahlung“ nicht nur, dass die Angestellten an der Kasse durch das Scannen des Barcodes den Zahlungsvorgang schneller durchführen können. Vielmehr haben mittlerweile einige Handelsketten bereits Self-Scanning-Systeme eingeführt.
Dies entspricht genau unserer Vision: den Alltag der Menschen durch optimierte Waren- und Informationsflüsse zu vereinfachen.
Es gibt also auf jeden Fall etwas zu feiern – und zwar für alle an der Wertschöpfungskette Beteiligten.

Könnten Sie die Grundidee des Barcodes etwas genauer erläutern?

Ich war zwar bei den wegweisenden Gesprächen nicht persönlich dabei, aber ich kann mich aus meiner Kindheit noch sehr gut daran erinnern, wie das Kassenpersonal den Preis jedes einzelnen Produkts eintippen musste und zahlreiche Mitarbeiter zwischen den Regalen damit beschäftigt waren, jedes Produkt einzeln mit Preisangaben zu versehen. Bei Preisänderungen musste dann wieder jedes Produkt einzeln in die Hand genommen werden, um die Einzelpreisauszeichnung anzupassen.
Das alles ist nun passé: Heute muss das Produkt lediglich gescannt werden, der richtige Preis ist bereits im Kassensystem hinterlegt, was eine enorme Effizienzsteigerung und Vereinfachung der Prozesse bedeutet Und nun stelle man sich die heutige, globalisierte und stark arbeitsteilige Welt ohne den Barcode und den standardisierten Informationsaustausch vor – es ist schlicht undenkbar.

Ist der Barcode also aus unserem Leben überhaupt noch wegzudenken?

Aber natürlich! Man muss lediglich etwas Neues, das günstiger, effizienter und von über 1,6 Millionen Unternehmen weltweit mehr oder weniger zeitgleich als besser empfunden wird, entwickeln und umsetzen. Spass beiseite – das habe ich jetzt natürlich etwas überspitzt und provokativ dargestellt. Theoretisch ist nichts unmöglich. Doch der Barcode hat sich über die 40 Jahre etabliert und kontinuierlich entwickelt. Als Standard garantiert er einen hohen Investitionsschutz. Die Entwicklung und die Verbreitung von Standards nehmen weiterhin einige Zeit in Anspruch. Wie ich schon vorhin gesagt habe, darf der Barcode nicht isoliert betrachtet werden. Er muss als Teil eines ganzen Systems gesehen werden, mit dem über 1,6 Millionen Unternehmen ihr Tagesgeschäft steuern, um sicherzustellen, dass der Konsument seine Lieblingsprodukte im Regal vorfindet.

Was sind die wesentlichen Veränderungen, die der Barcode in den letzten 40 Jahren durchlaufen hat?

Der Barcode spielt heute eine deutlich grössere Rolle als 1973. Als der Barcode noch in den Kinderschuhen steckte, wurde er insbesondere in den amerikanischen Lebensmittelläden verwendet. Mittlerweile wird er in den Supermärkten und Kaufhäusern für eigentlich alle Waren verwendet. Und auch bei pharmazeutischen Produkten wird er mittlerweile standardmässig eingesetzt. Daran hat vor 40 Jahren noch niemand gedacht.
Eine wesentliche Entwicklung, die ich hier anführen möchte, ist die Rückverfolgbarkeit, die immer mehr an Bedeutung gewinnt. Bessere Rückverfolgbarkeit wird durch die bereits erwähnte vereinfachte Identifikation mittels Barcode ermöglicht. Nur dank dem Barcode können beispielsweise bei Rückrufaktionen defekte Produkte relativ einfach aufgefunden und dann aus dem Verkehr gezogen werden. Die Sendungsverfolgung von Packstücken ist ein weiteres gutes Beispiel.
Der Barcode hat sich über die Jahrzehnte hinweg entwickelt und ist „mit der Zeit gegangen.“ Nicht zuletzt umfasst er die gesamte Wertschöpfungskette und alle beteiligten Partner sprechen so weltweit eine gemeinsame Sprache.

Welche Entwicklungen sind noch zu erwarten? Inwiefern hat der Barcode als Datenträger noch Zukunft?

Meiner Meinung nach hat der Barcode für die Mehrheit der Produkte weiterhin seine Daseinsberechtigung, weil er das effizienteste und günstigste Mittel der Identifikation und Kennzeichnung ist. Allerdings sind für einige Kategorien von Produkten mehr Informationen wünschenswert, als sie der Barcode transportieren kann, denn der gebräuchliche EAN/UPC-Code ist auf 13 Stellen beschränkt. Die Symbologien GS1 DataBar und GS1 DataMatrix hingegen können mehr Informationen verschlüsseln. Gerade im Food-Bereich und im Gesundheitswesen sind Zusatzinformationen wie Verfalldatum, Chargennummer für die Rückverfolgbarkeit wichtig.
Gelegentlich wird die Frage gestellt, inwiefern die RFID (Radio Frequency Identifcation)-Technologie den Barcode ablösen könnte. Mit der Radiofrequenztechnologie können die gleichen Informationen übermittelt werden wie mit einem Barcode. Der grosse Vorteil dieser Technologie liegt darin, dass die Informationen via Funk übertragen werden können und der Scanvorgang überflüssig wird. Ein weiterer Vorteil der RFID-Technik gegenüber dem Barcode ist, dass die Chips nicht nur lesbar, sondern auch beschreibbar sind. Daher ist es möglich, Informationen auf dem Transponder zu schreiben, wenn dieser sich mit der Ware schon auf der Reise befindet. n der Bekleidungsbranche verbreitet sich der Einsatz von RFID deshalb so langsam aber sicher. Der Grund dafür ist die Vielfalt des gleichen Produkts, bedingt durch unterschiedliche Farben, Grössen, Schnitte etc. Mit einer RFID-Lösung können der Lebenszyklus und Bewegungsdaten zu jedem Kleidungsstück gespeichert und ausgelesen werden. So lassen sich die Prozesse von der Produktion bis zum Geschäft transparenter gestalten und Abverkäufe sowie das Retourenhandling werden optimiert. Der Nachschub wird dank genaueren Daten und schnellerem Datenaustausch mit dem Lieferanten verbessert. Dank der Kennzeichnung sämtlicher Kleidungsstücke erfolgt eine Inventur in kürzester Zeit, und Kunden können über Funktionalitäten, Material oder Herkunft der Kleidungsstücke informiert werden. Ein weiterer Vorteil für die Branche: RFID schützt vor Markenpiraterie und Grauimporten.

Vervollständigen Sie den Satz: „Zum 40. Geburtstag wünsche ich dem Barcode…“

... noch ein langes Leben und alles Gute für die nächsten 40 Jahre!

GS1 Schweiz
 

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