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Bereit für neue Taten

Zusätzlich zur Arbeit noch eine Weiterbildung zu absolvieren, bedarf grosser Beharrlichkeit. Rund 130 Absolventinnen und Absolventen der Prüfungen Logistikfachmann/- frau, Logistikleiter/in und Supply Chain Manager/in haben diese an den Tag gelegt: Im Kultur Casino Bern durften sie nun ihre Fachausweise und Diplome entgegennehmen.

«Mein Chef forderte mich auf, mich für den Lehrgang anzumelden. Zuerst dachte ich, das wäre nichts für mich. Aber jetzt habe ich viel erreicht und bin überzeugt: wer kann, soll sich weiterbilden. » Mario Weber muss es wissen, denn er ist einer von 110 frisch gebackenen Logistikfachleuten, die Mitte August an der Diplomfeier im festlichen Burgerratssaal des Kultur Casinos Bern ihre eidgenössischen Fachausweise entgegennahmen. Gemeinsam mit ihnen erhielten zudem eine Logistikleiterin und fünf Logistikleiter sowie sechs Supply Chain Manager ihre eidgenössischen Diplome.

Gelernt ist gelernt
In seiner Rede erinnert sich Weber stellvertretend für seine Kolleginnen und Kollegen an die Höhen und Tiefen der Ausbildungszeit, in der sich Durststrecken mit Höhenflügen abwechselten. Die Erfolge in der Lerngruppe und deren Zusammenhalt werden Weber als Lichtblick in Erinnerung bleiben. Den Verzicht auf Freizeit, Freunde oder Familienleben nennt er im selben Atemzug wie den wichtigsten Gewinn seiner Ausbildung: die Wissensaneignung. «Was man gelernt hat, kann einem niemand mehr wegnehmen.»

Ein Türchen, das aufgeht
Nach einem entspannten sommerlichen Popsong vom Trio Bravo aus Bern überreicht Stephan Mathys, Präsident der Prüfungskommission für Logistikfachmänner und –frauen, den Absolventinnen und Absolventen die eidgenössischen Fachausweise. Er pflege hin und wieder mit Studierenden zu sprechen, um etwas über ihre aktuelle Befindlichkeit zu erfahren, erklärt er. «Dabei begegnete ich einem Studenten, der mir einen niedergeschlagenen Eindruck machte. Er war sich nicht sicher, ob sich der ganze Aufwand auch lohne. Ich habe ihm deshalb die Geschichte von Jamie Vardy erzählt, Englands aktuellem Fussballer des Jahres.» Vardy wurde in seiner Jugend wegen seiner geringen Körpergrösse aus dem Fussballteam ausgemustert. Später schien eine Verurteilung wegen einer Schlägerei die Karriere des Sportlers zu be-enden. Doch Vardy rappelte sich auf und arbeitete sich in die oberste englische Liga vor, wo er mit seinem Club 2016 die Meisterschaft gewann. «Jamie Vardy ist ein typisches Stehaufmännchen. Seine Geschichte zeigt, dass man keine Angst haben soll, wenn’s einmal nicht so richtig läuft. Irgendwo geht immer wieder ein Türchen auf. Denkt daran», schliesst Mathys.

Grundlage für den Erfolg
Emil Huber, Mitglied der Prüfungskommission des Lehrgangs Logistikleiter/ in, betont, wie wichtig Beharrlichkeit auf dem Weg zum Ausbildungsziel ist: «Sie haben viel Neues gelernt und haben nun alle Voraussetzungen, um den nächsten Karriereschritt in Angriff zu nehmen.» Allerdings seien die Jobs der frisch Diplomierten auch immer herausfordernd und keineswegs sicher. «Deshalb ist Weiterbildung umso wichtiger. Nutzen Sie die Spielräume, die Ihnen das erworbene Wissen bietet, kreativ aus», gibt Huber den erfolgreichen Absolventen und Absolventinnen mit auf den Weg.

In seiner Ansprache erinnert sich Georg Burkhardt an seinen eigenen Weiterbildungsweg. Der Präsident der Prüfungskommission des Lehrgangs Supply Chain Management berichtet unter anderem von einem Notizblock, den er sich neben das Bett gelegt habe, um mitten in der Nacht Gedankengänge aufzuschreiben. «Mit der Weiterbildung haben Sie die Grundlage für Ihren Erfolg geschaffen. Denn dieser hat nichts mit Wundern zu tun, sondern mit konzentrierter Arbeit.»

Lohn für die investierte Zeit
Die 77 anwesenden Ausgezeichneten haben Grosses geleistet, und Thomas Bögli, Leiter der GS1 Academy beim Fachverband GS1 Schweiz, der die Feier organisiert, beschwört zum Abschluss der Diplomverleihung im Burgerratssaal gar den olympischen Geist: «Mitmachen zählt. Aber die Besten der Besten sollten ausgezeichnet werden.» Mit der Note 5,2 erzielten mit Jasmin Weibel und Sabrina Pettineo gleich zwei Logistikfachfrauen das beste Resultat. Alex Kollbrunner, der Beste bei den Logistikleitern, erreichte einen Notendurchschnitt von 4,4 und Marc Hägeli erzielte mit 4,9 das Spitzenresultat bei den Supply Chain Managern. Dass er dereinst so gut abschneidet, hätte sich Hägeli wohl nicht auszudenken gewagt. Denn der 36-Jährige musste eine Zusatzschlaufe an die Weiterbildung anhängen: «Eine Diplomarbeit zu schreiben war etwas Neues für mich. Das habe ich unterschätzt», blickt Hägeli zurück. Er bewies Durchhaltewillen und wiederholte die Arbeit sowie Teile der schriftlichen Prüfung: «Ich wollte einen Lohn für die Zeit, die ich investiert hatte.»

Wissensrucksack gefüllt
Jasmin Weibel möchte jetzt ebenfalls vom Erlernten profitieren: «Am meisten herausgeholt habe ich aus den Fächern Mitarbeiterführung und Projektmanagement. » Die gelernte kaufmännische Angestellte arbeitet in einem Produktionsbetrieb und fungiert als Drehscheibe zwischen den verschiedenen Abteilungen. «Die Logistik interessiert mich sehr, und ich wollte mein Wissen in diesem Bereich vertiefen », so die ausgezeichnete Logistikfachfrau. Sie feiert ihren wohlverdienten Erfolg beim anschliessenden Apéro gemeinsam mit Familienangehörigen und Freunden auf der Terrasse des Kultur Casinos. Dort geniesst auch Alex Kollbrunner seinen neu erworbenen Titel als Logistikleiter. Er absolvierte 2010 bereits die Ausbildung zum Logistikfachmann. Der Wunsch, seinen Wissensrucksack weiter zu füllen, verleitete ihn zur neuerlichen Ausbildung. «Ich wusste, dass es happig wird», meint er. Wie bei all seinen Kolleginnen und Kollegen ist die Freude über den Erfolg nun umso grösser. Kollbrunner möchte diesen noch etwas auskosten, bevor er neue Pläne schmiedet: «Jetzt geniesse ich zuerst einmal den Sommer.»

Julia Konstantinidis

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