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Zahlkarten immer beliebter

Zahlkarten immer beliebter«Franziskanermönche dürfen kein Geld besitzen oder mit ihm in Berührung kommen, aber zum Glück gibt es jetzt Kreditkarten », flachste unlängst der Franziskanermönch Bruder Benno an einem Symposium der Data Connect zum bargeldlosen Zahlungsverkehr.

(jb) Es sind tatsächlich immer mehr Leute, die ihre Berührungsängste mit der Zahlkarte verlieren, was sich auch in den Jahresstatistiken der Schweizerischen Nationalbank widerspiegelt.

Bis Ende des Jahres 2007 sind in der Schweiz 6,9 Millionen Debitkarten und 4,3 Millionen Kreditkarten ausgegeben worden.

Kreditkarten auf dem Vormarsch
Lag die Zunahme an Debitkarten in den letzten Jahren bei rund 5 Prozent, haben die Kreditkarten in der gleichen Periode mit rund 12 Prozent einen richtigen Wachstumsschub erlebt, der auch 2009 seine Fortsetzung finden wird. Der Grund für diese markante Steigerung liegt im CO-Branding mit Mastercard der beiden schweizerischen Grossverteiler Coop und Migros.

Seit 2006 geben beide Unternehmungen eine kostenlose Kreditkarte ab, die auch im Einsatz ausserhalb der jeweiligen Gruppe an ihr jeweiliges Kundenloyalitätsprogramm Supercard bzw. Cumulus geknüpft ist. Beide Unternehmungen konnten die Anzahl Zahltransaktionen für ihre Kreditkarten jährlich um 50 Prozent steigern. Nebst der Kundenbindung bietet das COBranding die Möglichkeit, Transaktionskosten auf ein attraktives Niveau zu senken.

Die Konsumenten ergänzen bei den Grossverteilern die Debitkarte mit der CO-Branding-Karte, was sich beim Durchschnittsverkauf von 75 Franken zeigt. Neben der klassischen Zahlung bei hohen Beträgen werden heute also auch zunehmend Kleinbeträge mit der Karte beglichen.

Doch nicht nur die Grossverteiler ziehen Nutzen aus dem CO-Branding, sondern auch die Acquirer. Infolge des CO-Brandings öffneten die beiden Grossverteiler, die bis anhin vorwiegend Debitkarten akzeptiert hatten, flächendeckend über alle Tochterunternehmungen hinweg die Zahlung per Kreditkarte mindestens für den Brand der eigenen CO-Branding-Karte. Dies, wie auch ganz neue Einsatzgebiete – beispielsweise beim ÖV, an Automaten, in Parkhäusern –, führte zu einer erhöhten Popularisierung der Zahlkarten und zur Zunahme an Volumen bei Karten und Umsatz. Im Jahr 2007 wurden dann auch 44,8 Milliarden Franken mit Karten bezahlt. Die Steigerung des Umsatzes mit Kreditkarten betrug dabei gesamtschweizerisch 15 Prozent.

Sinkende Gebühren
Da die Zahlen zum bargeldlosen Zahlungsverkehr unter Verschluss gehalten werden, kann der Anteil am Gesamtumsatz im Handel mit 37 Prozent nur geschätzt werden. Dass der Anteil nicht höher ist, liegt bei Coop gemäss Christoph Baumgartner unter anderem daran, dass es im Non-Food- Bereich der Warenhäuser keinen zentralen Checkout, sondern Rayonkassen gibt; dadurch sinken die Durchschnittskäufe und somit die Bereitschaft, mit der Karte zu bezahlen.

Für den Handel ist es erfreulich, dass in den vergangenen Jahren die Kosten erheblich gesenkt worden sind, weil einerseits das Volumen zugenommen hat und die Kommissionskosten bei den Debitkarten je nach Produkt zwischen 20 und 30 Prozent gesenkt worden sind und andererseits die Interchange Fee auf Druck von ausländischen Organisationen und der Weko bei den Kreditkarten bis zu 35 Prozent tiefer angesetzt wurde.

ep2 als Basis für die Infrastruktur
Die Entwicklung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs in der Schweiz wäre ohne die schon mehrjährige Kooperation zwischen Handel, Banken und PostFinance, die in den ep2-Standards mündete, nicht oder nur mit grossen Hindernissen möglich gewesen. Heute gibt es eine Spezifikation, ein Pflichtenheft und eine gemeinsame Lösung für alle Marktbeteiligten.

  • Der Ablauf beim Zahlvorgang und bei den Paymentprozessen ist einheitlich und standardisiert.
  • Die Convenience für den Konsumenten ist gegeben.
  • Die Infrastruktur ist vereinheitlicht und die Investitionen sind getätigt worden.
  • Die Zertifizierungsprozesse garantieren einen Qualitätslevel für Hardware und Software.
  • Sicherheitsanforderungen sind eingeflossen, umgesetzt und die PCIRichtlinien werden durchgängig eingehalten.
  • Nutzenpotenzial für andere Anwendungsgebiete wird ermöglicht.

Auf die Sicherheit der Transaktionsabwicklung und das Vertrauen der Konsumenten in die Technologie wurde grosser Wert gelegt. Anstelle der Unterschrift wird bei Karten mit Chip immer häufiger die PIN-Eingabe am Terminal verlangt. Der Handel begrüsst klar diesen Trend zur Beschleunigung des Zahlvorganges. Ein Diebstahl von Kartennummern wie in den USA ist praktisch unmöglich, da die Kartennummer nur noch verschlüsselt transportiert wird und nur der Acquirer diesen Schlüssel kennt. Im Gegensatz zu früher wird die Kartennummer auf Belegen auch nur noch maskiert ausgegeben.

Nach heutigem Kenntnisstand bezüglich ep2-Terminals wäre eine Manipulation der Zahlterminals, wie sie beispielsweise in Deutschland vorgekommen ist, nicht möglich gewesen. ep2 kennt ein Temper-Evidence-Verfahren, das bei einer Manipulation des Zahlterminals irgendwelcher Art dieses sofort ausser Betrieb setzt. Internationale Schweizer Firmen wie Aduno oder SIX Card Solutions haben bereits begonnen, den ep2-Standard, der übrigens SEPA-compliant ist, in CELänder und nach Österreich zu exportieren. Nach Schokolade und Uhren könnte sich das ep2-Modell zu einem neuen Exportschlager entwickeln.

Verbreitung 2010 abgeschlossen
Der Einsatz des ep2/EMV-Verfahrens bedingte natürlich auch eine Ablösung der bisherigen Zahlterminalpopulation. Diese ist mittlerweile zu 90 Prozent abgeschlossen. Merchants, die noch über alte Geräte verfügen, werden von den Acquirern aufgefordert, diese bis 2010 zu ersetzen, da ab diesem Zeitpunkt die alten Protokolle und Prozesse von den Acquirern aus Kostengründen nicht mehr unterstützt werden. Die Marktaufteilung für Zahlterminalanbieter ist praktisch vollzogen worden. Neue Anbieter werden in diesem Markt nur noch eine marginale Rolle einnehmen können.

Für den Merchant stehen heute eine Vielzahl von Terminals zur Auswahl, die sich nach seinen Bedürfnissen ausrichten lassen. Geschäfte im höheren Preissegment oder an Orten mit exklusiver Käuferschaft wie in St. Moritz setzen auf hohe Convenience oder auf eine Me-too-Strategie mit den Grossverteilern, indem sie Verdi- oder davinci-Geräte der Grossanbieter Aduno bzw. SIX Card Solutions beziehen, andere Merchants wählen ein GPRSGerät wie Optimum, das bereits zu einem monatlichen Preis von 101 Franken inklusive Serviceabo und GPRS angeboten wird.

Schnellere Abwicklung am Checkout
Der Zahlvorgang wird heute auch für den Konsumenten spürbar schneller abgewickelt. Die Zeiten liegen je nach EMV-Chip und Karte bei 2,5 bis 3,0 Sekunden. Als langsamstes Glied in der Kette entpuppt sich mittlerweile der Karteninhaber, der Zeit für das Einführen der Karte sowie für das Eintippen der PIN beansprucht.

Ob eine Transaktion offline oder online abgewickelt wird, ist primär davon abhängig, ob die Karte nur den Magnetstreifen oder auch den EMV-Chip enthält. In der Regel sind Karten mit Magnetstreifen immer online. Bei Karten mit Chip entscheiden folgende Faktoren über eine Offline- oder Onlinetransaktion: das Vertragsverhältnis des Karteninhabers mit dem Issuer, die Branche des Händlers, die Anzahl getätigter Offlinetransaktionen sowie die Bezugslimiten.

Ein nahezu hundertprozentiger Offlinebetrieb bis zu definierten Betragslimiten kommt dann zum Zuge, wenn die Kommunikation mit dem Acquirer nicht möglich ist und dabei keine anderen Regeln verletzt werden. Da die Transaktionen auf dem Zahlterminal zwischengespeichert sind, kann am POS zukünftig auf manuelle Belege verzichtet werden. Die Anzahl der manuellen Belege ging gemäss Aussagen der Detailhändler in den letzten Jahren massiv zurück, sodass einzelne Händler die Aufhebung des Einsatzes der Notbelege ins Auge fassen.

Für den Konsumenten ergeben sich zusammengefasst folgende Vorteile:

  • Sicherheit mit Chipverfahren, PIN-Eingabe, Maskierung der Kartennummer auf Belegen.
  • Missbrauch wird durch Verschlüsselung der Kartennummer und durch Erkennen von Gerätemanipulationen verhindert.
  • Für alle Brands und Karten gilt der gleiche Vorgang am POS.
  • Die Verarbeitungszeiten am POS sind mit 2,5 bis 3,0 Sekunden erheblich kürzer geworden.

Jürg Baumgartner 

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