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«Transparenz in der Supply Chain ist essenziell.»

René Jenny, Präsident pharmalog.chRené Jenny, Präsident pharmalog.ch, Fribourg

GS1 network: Der Gesundheitsmarkt ist ein 55-Milliarden-Markt, der wächst und Arbeitsplätze schafft. Wie sehen Sie sein Entwicklungspotenzial? Wo liegen seine Grenzen?
René Jenny: Seit Jahren wird versucht, die Gesundheitskosten in Grenzen zu halten. Die demografi sche Entwicklung beeinflusst dramatisch die Kosten und ist auch – nebst den neuen Therapien – ihr hauptsächlichster Treiber.

Es ist illusorisch, die Gesundheitskosten in absoluten Zahlen senken zu wollen! Allerbestens liegt eine Optimierung und Stabilisierung drin. Auch die neulich vorgeschlagenen Massnahmen werden nur begrenzt einen Einfluss geltend machen können, sind es doch eher Umverteilungen von Kosten als Einsparungen. Der Gesundheitsmarkt bleibt – auch künftig – ein Markt mit Entwicklungspotenzial, insbesondere weil die Kunden dieses Marktes dies auch wollen. Seine Entwicklungsgrenzen liegen in der Innovations kapazität der Akteure dieses Marktes. Solange Innovation unseren Markt prägt, so lange wird er sich dynamisch entwickeln, ob man das will oder nicht.

Wie lautet Ihr Rezept (bzw. der effektivste Hebel), um der Kosten explosion im Gesundheitswesen entgegenzuwirken?
Wie gesagt ist eine absolute Reduktion der Gesundheitskosten nicht realistisch; eine wirksame Massnahme, um die Kosten wenigstens relativ stabili
sieren zu können, ist kohärente Anreizstrukturen zu schaffen. So ist zum Beispiel Prävention zu fördern. Bestimmt ist auch ein vermehrt prozessorientiertes Management der einzelnen Teile des Gesundheitsmarktes nötig; und dazu eine artreine Finanzierung ohne jegliche Quersubvention.

Und wie beurteilen Sie die eHealth-Strategie des Bundes?
Wagt man einen Blick über unsere Grenzen hinaus, ist man natürlich über das zögernde Vorankommen der Schweizer eHealth-Implementierung schon erstaunt. Wir sind eindeutig im Rückstand und haben viel nachzuholen. Sei dies in der Strukturierung der verschiedenen Elemente wie in den Applikationen, die ganz klar einen Einfluss auf die Kosten haben könnten.

Wie stufen Sie die Supply Chain im Gesundheitswesen bezüglich Transparenz, Sicherheit und Durchgängigkeit ein?
Die verschiedenen auftauchenden Probleme im Zusammenhang mit Medikamentenfälschungen haben uns alle aufmerksam gemacht und überzeugt, dass die Transparenz in der Supply Chain essenziell ist. Sowohl in der Schweiz wie auch im EU-Raum sind verschiedene Projekte im Gange, die helfen sollten, diese Transparenz zu verbessern und sicherzustellen, dass eine Durchgängigkeit gewährleistet wird. Da sind wir jedoch bereits wieder bei der Frage 3. Meines Erachtens haben unsere Behörden in diesem Bereich ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Nur dank privatwirtschaftlicher Initiativen ist heute ein – noch stark entwicklungsfähiger – Teil der Identifi kationsmöglichkeiten von Produkten und Personen sowie die Koordination von essenziellen Daten möglich.

Wo sehen Sie das grösste Einsparungspotenzial – ohne dass Leistung abgebaut werden müsste?
Wie bereits gesagt, sind innovative Anreizmodelle zu schaffen. eHealth in seiner Ganzheit ist bestimmt ein Weg, um da mitzuhelfen. Verbesserte Prozessabläufe dank integrierten und leicht zugänglichen Identifi kationsmöglichkeiten auf allen Ebenen sind ein weiteres Element, um die Gesundheitskosten zu optimieren.

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