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Im Krankenhaus funkt’s

Im Krankenhaus funkt’s Zunehmender Kostendruck und wachsende Qualitätsanforderungen zwingen die Gesundheitsunternehmen, nach Möglichkeiten zur Reduktion von Fehlern und medizinischen Fehlbehandlungen zu suchen. Sensorgestützte Funksysteme in Kombination mit Serialisierung können Abhilfe schaffen.

(rf) Im Gesundheitssektor ist das exakte und zuverlässige Daten-und Informationsmanagement von entscheidender Bedeutung. Behandlungs-und Patientendaten stammen aus den verschiedensten Systemen, müssen über lange Zeiträume für Analysen zur Verfügung stehen und jederzeit abrufbar sein.

Mehr Transparenz und Effektivität
Als Leistungserbringer im Gesundheitswesen sind die Spitäler gefordert, auf die sich aus der alternden Gesellschaft, der steigenden Zahl chronischer Krankheiten, dem zu erwartenden Fachkräftemangel sowie dem steigenden Kostendruck und der Forderung nach einer Patientenzentrierung ergebenden Herausforderungen zu reagieren. Im Rahmen der Leistungserbringung werden medizinische und administrative Informationen produziert und konsumiert. Die Verfügbarkeit der richtigen Information zur richtigen Zeit in der richtigen Qualität und adressatengerecht am Ort der Leistungserstellung beeinflusst die Qualität und Effizienz der Prozesse im Gesundheitswesen in hohem Masse.

Abbild der realen Welt
Durch sensorgestützte Funksysteme (Smart Items) wie die RFID-Technologie lassen sich Objekte und Personen eindeutig identifizieren und bei Verfügbarkeit entsprechender Softwaresysteme können zugehörige Informationen einschliesslich Positions-, Behandlungs-oder Stammdaten in Echtzeit abgerufen werden. Erfahrungen aus anderen Branchen zeigen, dass die kontaktlose, automatische Identifikation durch die RFID-Technologie es ermöglicht, die Lücke zwischen der realen Welt der physischen Objekte und Produkte einerseits und der digitalen Welt in Form von IT-Systemen andererseits zu verkleinern. Hieraus können niedrigere Fehlerquoten, höhere Prozesseffizienz, gesteigerte Produktqualität sowie Kosteneinsparungen durch eine schnellere und bessere Informationsverarbeitung resultieren. Der RFID-Einsatz im Gesundheitswesen bedarf jedoch einer detaillierten Betrachtung bezüglich der technischen Möglichkeiten und deren Grenzen. Ein möglicher Nutzen ist den notwendigen Investitionskosten gegenüberzustellen.
RFID: Der Nutzen ist den Investitionskosten gegenüberzustellen.

Eineindeutig und standardisiert
Der zentrale Nutzen der RFID-Technologie liegt in der eindeutigen Identifizierung von Objekten, damit diese über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg verwaltet werden können. Eine eineindeutige Nummer (Serial Number) ist in der Regel mit Wirtschaftsgütern, wie Anlagen und Beständen, verknüpft. Die Serialisierung kann auch unter der Berücksichtigung notwendiger Rahmenbedingungen des Datenschutzes zur Dokumentation, Steuerung und Überwachung von Interaktionen mit Personen eingesetzt werden. Mithilfe der Serialisierung können Transparenz, Automatisierung, Genauigkeit, Lebenszyklus-Management und Einhaltung gesetzlicher Vorschriften geschäftsprozessübergreifend im Spital selbst wie auch grenzüberschreitend gefördert werden. Hierbei kommen Standards wie das Electronic Product Code Information System (EPCIS) Framework von EPCglobal und die UID-Standards des US-Verteidigungsministeriums zum Tragen. EPCIS nutzt im Sinne eines elektronischen Strichcodes eine Ziffernfolge, die jedoch umfangreichere Möglichkeiten zur Produktbeschreibung bietet. Über den elektronischen Produkt-Code können Produktinformationen ausgelesen werden, die Informationen über Ort und Zeitpunkt der Herstellung oder weitergehende Angaben zum Empfänger und zum Versandweg eines Produktes liefern.

Fehlmedikationen vermeiden
Mit der Serialisierung von Objekten kann im Krankenhaus anlaog zu anderen Branchen die Optimierung des Materialflusses und der Anlagen-/Warenwirtschaft erfolgen. Auch im Bereich der Patienteninteraktion besteht grosses Potenzial, die Qualität zu steigern. Über die Serialisierungstechnologie in Kombination mit entsprechender Softwareinfrastruktur kann sichergestellt werden, dass jeder Patient stets zur richtigen Zeit die richtige Medikation erhält. So können Fehlbehandlungen und Fehlmedikationen durch eine RFID-gestützte Überprüfung vermieden werden, und durch die automatische, mobile Dokumentation der pflegerischen Aktivitäten wird die Effizienz erhöht. Sensortechnologie kann auch die Pflege von Patienten unterstützen, die einer besonderen Aufmerksamkeit bedürfen, z. B. Neugeborene, Kinder oder

SAP Auto-ID Infrastructure (SAP AII)
verwirrte Patienten. Werden solche Patienten beispielsweise mit einem ortungsfähigen RFID-Armband ausgestattet, kann jederzeit ihr Standort festgestellt werden; der Versuch eines unerlaubten Entfernens ohne autorisierte Person löst dann einen Alarm aus. Damit kann das Krankenhaus seiner Verantwortung für die ihm anvertrauten Patienten besser gerecht werden.

Inventur leicht gemacht
Durch die Verfügbarkeit eindeutiger Objektidentifikatoren auf Barcodes, RFID-Tags usw. können Geräte, Materialien und Medikamente über die gesamte Logistikkette verfolgt und die Prozesse weiter optimiert werden. Medizinische Einrichtungen profitieren von einem verbesserten Bestandsmanagement, höherer Transparenz in den Materialbewegungen, niedrigeren Lagerhaltungskosten und vereinfachter Anlagenverwaltung. Die automatische Überwachung von Anlagen und Beständen mittels Sensortechnologie ermöglicht eine permanente Inventur ohne zeit- und personalintensive Zählungen. Wartungsprozesse werden transparenter, Instandhaltungskosten reduziert und die Anlagensicherheit wird erhöht. Gesetzliche Vorschriften und Auflagen sowie Wartungszyklen können besser eingehalten werden. Die genannten Beispiele verdeutlichen, dass der Einsatz von RFID-Technologie keinesfalls ein reines Infrastrukturthema ist. Der Nutzen von RFID hängt von einer optimalen Gestaltung des Technologieeinsatzes in den klinischen und administrativen Prozessen des Spitals wie auch von einer flexiblen und umfassenden Integration der verfügbaren Informationen in die IT-Systeme eines Spitals ab. Bei der Gestaltung entsprechender Lösungen besteht die Herausforderung darin, die Effizienz und Qualität der Leistungserstellung wie auch den Aufwand und die Kosten für die Unterstützungsprozesse zu optimieren.

Durchgängige Prozesse
Bei der Gestaltung von Informationssystemen stellen die beiden Ansätze der Prozess-und der Serviceorientierung zentrale Erfolgsfaktoren dar. Eine auf Standards basierende lose Kopplung von Softwarefunktionalität und Geschäftsdaten, die eine organisationsweite Verfügbarkeit von medizinischen, logistischen und administrativen Informationen zu Objekten, Patienten und der Leistungserstellung ermöglicht, kann durch die Kopplung mit der realen Welt der physischen Objekte und Produkte neue Potenziale für die Unterstützung verschiedenster Prozesse schaffen. SAP ermöglicht auf der Basis SAP Au-to-ID Infrastructure (SAP AII), elektronische Daten von Kommunikations- und Empfangsgeräten in Echtzeit zu empfangen und zu verarbeiten. Ein Object Event Repository ist das zentrale Erfassungssystem, das die unternehmensweite Koordination und Verfolgung von serialisierten Objekten intern und unternehmensübergreifend ermöglicht. In Übereinstimmung mit dem EPCIS harmonisiert es die interne Serialisierung mit Serialisierungsdaten von externen Organisationen, wie sie bereits von einigen Pharmaunternehmen verfügbar gemacht werden. Neben der Verwaltung von Produktinformationen und der Unterstützung der Geschäftsprozesse zur Verfolgung serialisierter Objekte durch die Logistikkette entsteht ein grosser Mehrwert durch Integration mit betriebswirtschaftlichen und medizinischen Informationen aus Backendsystemen wie dem Enterprise Resource Planning System (ERP) oder dem klinischen Informationssystem (KIS) eines Spitals.

Fazit
Die Erfahrungen zeigen, dass eine umfassende Analyse und Bewertung der unterschiedlichen Identifikationsmedien bei Aufbau und Einsatz bezüglich der Serialisierungstechnologien unerlässlich ist. So sind beim Einsatz von RFID-Tags im Rahmen der Prozessoptimierung klinischer Abläufe die technischen Grenzen wie auch die Kostenaspekte zu berücksichtigen. Erkenntnisse aus der Realisierung eines umfassenden Medikamenten-Tracking und -Matching-Systems, als Teil einer mit SAP entwickelten «Mobile Care Unit Workstation» mit mobilem Onlinezugang zu Patienten-und Behandlungsdaten, Anwendungen und Services an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, verdeutlichen dies. So konnten durch den flexiblen Einsatz verschiedener Identifikationsmedien – von Strichbarcodes auf Patientenarmbändchen über 2D-Barcodes auf Medikamentenverpackungen bis zu intelligenten Temperatursensoren auf Transportboxen für Bluttransfusionen (sogenannte Sensor-attached Tags) – und der SAP AII zur Integration von Serialisierungsdaten mit den klinischen und administrativen Geschäftsdaten konkrete Nutzeneffekte sowohl bezüglich Behandlungsqualität wie auch der Effizienz von Unterstützungsprozessen in der Dokumentation, Administration oder Logistik realisiert werden. 

René Fitterer

 

 

 

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