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Der krönende Abschluss

Für die besten Notendurchschnitte erhielten Guido Waldvogel (links, Supply Chain Manager, 5,3), Deborah Baumann Logistikfachfrau, 5,5) und Thorsten Hnida (rechts, Logistikleiter, 4,6) je eine Omega-Uhr von André Gächter (Omega SA, Biel).Kulturcasino Bern, 22. Februar 2013: Über hundert Logistikfachleute, Logistikleiter und Supply Chain Manager erhalten ihre Fachausweise und Diplome. Die Stimmung ist ein Gemisch von entspannter Ausgelassenheit und würdevoller Aufmerksamkeit. Manche der Damen und Herren sind sehr fein herausgeputzt, andere betrachten die Angelegenheit offensichtlich als nebensächlich. Aber allen ist der Stolz über das Geleistete anzusehen.

(jf) Eröffnet wird der Anlass von Thomas Bögli, seines Zeichens Leiter Marketing bei GS1. Er betont, dass die Zukunft der Logistik gehöre. Das sehe man schon daran, dass die Logistikbranche auch 2012 stärker gewachsen sei als das Bruttoinlandprodukt. Nach ihm berichtet Reto Fink über seine Erfahrungen im SCM-Pilotlehrgang, von Höhenflügen, Beinahe-Abstürzen, hervorragenden Dozenten, spannendem Stoff – und wenig Freizeit.

Glück des Tüchtigen

Es folgt die Übergabe der Diplome, jeweils vorgenommen durch die Leiter der entsprechenden Prüfungskommissionen. Stephan Mathys, der mehr als hundert Logistikfachleute begrüssen kann, leitet die Übergabe mit aufschlussreichen Erörterungen zum Thema Glück ein. Für die Supply Chain Manager tritt Georg Burkhardt ans Rednerpult. Er spricht von einem denkwürdigen Tag auch für die Schweizer Wirtschaft. Auf ihn folgt Guido Grüter, der den frischgebackenen Logistikleitern den Rat mit auf den Weg gibt, in ihrem Wirkungskreis eine Kultur des Vertrauens zu schaffen.

Preise als Überraschung

Der offizielle Teil der Veranstaltung endet mit der Verleihung der Preise für die besten Notendurchschnitte. André Gächter übergibt je eine Omega-Uhr an Deborah Baumann (LF), Thorsten Hnida (LL) und Guido Waldvogel (SCM). Letzterer zeigt sich von seiner Top- Note überrascht. Die Prüfung zum Abschluss des GS1 Pilotlehrgangs sei ihm keineswegs leichtgefallen, sagt er. «Drei Stunden, das klingt zunächst nach viel Zeit, aber ich bin in arge Nöte geraten.» Zudem sei er mit eher negativen Gefühlen ins Assessment hineingegangen. Aber diese Form, welche erstmals als Prüfungsteil Anwendung gefunden hat, habe sich dann sehr bewährt. «Vor allem dank der Kollegen war das für mich eine sehr positive Erfahrung», erzählt er, «das Ganze war sehr praxisnah!»

«Man musste seine Arbeit im Kopf haben.» Thorsten Hnida

Für seinen Kollegen Thorsten Hnida, frischgebackener Logistikleiter, kommt der Gewinn einer Uhr ebenfalls eher überraschend. Es sei sich seiner Sache nicht bedingungslos sicher gewesen. Nun sei er einfach nur glücklich: «Genial! Unglaublich!» Er zeigt sich vor allem von der Arbeit der GS1 Experten beeindruckt. «Die Fragen, die mir anlässlich der Präsentation meiner Diplomarbeit gestellt wurden, waren extrem präzis. Man musste seine Arbeit wirklich bis ins Detail im Kopf haben. Ich bin da jedenfalls ziemlich ins Schwitzen gekommen!» Dass es der eine oder andere Kollege nicht geschafft hat, bedauert Hnida. «Während dieses Pilotlehrgangs haben sich einige Freundschaften entwickelt. Aber es ist eine Höhere Fachprüfung, die Messlatte muss relativ hoch liegen, das ist richtig so.»

Gute Stimmung

Die beiden befinden sich nach dem offiziellen Festakt in einer Gruppe von erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen sowohl des Logistikleiterals auch des SCM-Kurses. Man kennt sich, da die Basismodule in einer gemeinsamen Klasse absolviert wurden. Naturgemäss ist die Stimmung unter den frisch Diplomierten hervorragend. Trotzdem äussern sich alle Anwesenden differenziert zu den Lehrgängen. Guido Waldvogel etwa erinnert sich, dass der Spirit zu einem bestimmten Zeitpunkt verloren gegangen sei. «Die Klasse ist damals erweitert worden durch einige Personen, die eine verkürzte Ausbildung machen konnten», erzählt er. «Aber nach kurzer Zeit erwies sich auch das als Bereicherung.» Es habe auch ein paar ernsthafte Kritikpunkte gegeben, aber die hätten sie bereits während des Lehrgangs angemeldet, und GS1 Schweiz habe auch rasch reagiert. Insgesamt beurteilt er die zwei Jahre als sehr positiv. Die Inhalte seien sicher anwendbar, mindestens zu einem Teil: «In einer Firma herrschen immer eine bestimmte Kultur und spezifische Rahmenbedingungen; deshalb kann man nicht immer alles eins zu eins abbilden.»

Etwas Besonderes

Auch für Raoul Munari ist es ein grosser Tag. Zwar hat er keine Uhr gewonnen, aber «es ist für mich schon etwas Besonderes, überhaupt hier zu sein, denn bei uns haben nur wenige bestanden. » Der Logistikleiter fand das Assessment sehr anspruchsvoll, vor allem in der Rolle des Leaders. Beeindruckt hat ihn die Expertin Regula Kaspar, die es verstanden habe, bei der Besprechung der Diplomarbeit eine positive Stimmung zu schaffen. Auch Munari hat den Eindruck, dass grosse Teile des erarbeiteten Stoffes anwendbar sind, «auch in Sachen Sozialkompetenz und Methodik. Plötzlich steht man ein Stück weit über den Dingen, wo man früher geschwommen ist», meint er augenzwinkernd. «Ich würde den Kurs wieder belegen!»

Erfahrung im Retail

Ähnlich klingt es bei Erdinc Caglar Hauser, der den SCM-Lehrgang hinter sich hat. «Ich habe einen Rucksack von zehn Jahren, in denen ich faktisch als SCM agiert habe», erzählt er. Das war bei IKEA, also im Retail-Bereich. Er hat den Lehrgang als sehr bereichernd empfunden, weil er auch in andere Industriebereiche hineingesehen habe. «Und Themen wie Produktion oder Logistik als Dienstleistung waren mir zuvor praktisch unbekannt. Ich habe sehr profitiert.»
Ins Assessment sei er mit grosser Skepsis gegangen, «aber das war dann sehr professionell, sehr durchdacht», sagt er. «Es wurden Konfliktsituationen herbeigeführt, lebensechte Leadership war gefragt. Zudem habe ich das Self- Assessment als sehr positiv erlebt.» Auch Erdinc Caglar Hauser glaubt, dass er das Gelernte bei seinem heutigen Arbeitgeber, Henkel Schweiz, anwenden kann.

In die Öffentlichkeit

Reto Fink wiederum denkt, dass nun bezüglich SCM der nächste Schritt erfolgen müsse. «Es gibt insofern eine super Grundlage, als Grossunternehmen und Konzerne bereits Supply Chain Manager suchen.» Aber andererseits sei der Begriff in einer breiten Öffentlichkeit noch kaum bekannt. «Mal ehrlich, wer im Raum ausser den direkt Beteiligten könnte definieren, was ein SCM genau ist, was er macht?», fragt er. Es liege jetzt an GS1 Schweiz, hier ein bisschen Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben.

Jürg Freudiger

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