gs1-neton-header-03.jpg

An RFID scheiden sich die Geister – noch

RFID - dranbleiben und beobachtenVor allem die Kosten schrecken von der RFID-Anwendung ab. Das Potenzial der Technologie ist hingegen unbestritten. Eine Umfrage unter einigen Firmen zeigt ein heterogenes Bild. Migros und Manor setzen sie ein, Coop, Calida, Mammut und Odlo warten noch ab. Hauptargument sind die Kosten.

(as) Coop will erst 2013 sämtliche Einsatzmöglichkeiten von RFID erneut evaluieren. Laut Sprecherin Denise Stadler führe man regelmässig Potenzialanalysen durch und bewerte halbjährlich in Innovationsworkshops mögliche Einsatzgebiete von RFID. Zuletzt wurden Einsatzszenarien im Retail (beim Wareneingang und Warenausgang sowie bei der Bestandesführung für Gebinde) und im Warenhaus (für Textilien) detailliert untersucht. «Kosten-Nutzen-Analysen haben ergeben, dass sich der Einsatz von RFID zurzeit nicht lohnt», teilt Stadler mit. Bei Migros und Manor sieht das hingegen anders aus (siehe Kurzinterviews).


Dranbleiben und beobachten
Zu den Marktbeobachtern gehört auch die Firma Calida. Ein Entscheid bezüglich der RFID-Technologie ist laut Sabine Haas, Head of Operations, noch nicht gefallen. «Sollte RFID zum Einsatz kommen, so würde dies aus unserer Sicht am meisten bei der Warensicherung Sinn machen», meint sie. Zudem könnten logistische Prozesse wie etwa die Lagerbestandskontrolle optimiert werden. Haupthindernis für den Einsatz sind laut Haas die nötigen Investitionskosten. Diese sind aus ihrer Sicht auch der wichtigste Grund, weshalb eine flächendeckende Verbreitung von RFID noch auf sich warten lässt.

Unter Warensicherheitsaspekten ist RFID auch für Lars Paschek von der Mammut Sports Group ein Thema. Derzeit wird die Technik noch nicht eingesetzt, man glaubt aber, dass sich damit Serviceverbesserungen für Kunden erzielen sowie Schwarz- und Graumarktprodukte besser identifizieren lassen. Ähnlich sieht man die Angelegenheit bei Odlo International. Thomas Spiess, Director Supply Chain Management, sieht wohl grosses Potenzial entlang der ganzen logistischen Kette. Doch als verhältnismässig kleine Firma möchte Odlo «nicht Versuchskaninchen spielen», erklärt Spiess.

Alexander Saheb


 

Manor, Elle Steinbrecher, Firmensprecherin«Zukünftig streben wir die Auszeichnung mit RFID auf Item-Level an.»

Manor, Elle Steinbrecher, Firmensprecherin

Setzen Sie RFID bereits ein (wenn ja: wo und wie) bzw. wird erst noch Darüber diskutiert (und wo denken Sie an einen Einsatz)?
Wir haben mehrere Jahre getestet und dann 2009 ein Projekt realisiert. Aktuell funktionieren die Prozesse zwischen den Verteilzentralen und den Warenhäusern mit RFID. Mehrwegboxen, Kartons sowie Transporteinheiten werden mit RFID-Labels
ausgezeichnet.


Welche Potenziale erschliessen Sie mit RFID, bzw. wo wäre ein Einsatz aus Ihrer Sicht besonders sinnvoll?
Aktuell nutzen wir Gebinde-Tracking, eingesetzt zur Verbesserung der Qualität der Prozesse und zur Verminderung der Handlings in den Verteilzentralen und in den Warenhäusern. Zukünftig streben wir die Auszeichnung mit RFID auf Item-Level an. Das dient der Steigerung der Verfügbarkeit am POS, zur Reduktion der Inventurdifferenzen und zur Produktesicherung.


Welchen Standard nutzen Sie mit  RFID zur eindeutigen Identifikation der ausgezeichneten Objekte und warum?
Die Systeme sind nach EPCglobal designt. Für die Gebinde-Identifikation verwenden wir im Moment einen internen Nummernkreis.


Wo gibt es noch das grösste Verbesserungspotenzial an der Technologie selbst, bzw. welche Hürden verhindern den Einsatz derzeit?

Die Entwicklung der RFID-Technologie ist noch nicht abgeschlossen; es gibt noch grosse Verbesserungspotenziale. Zum Beispiel ist die Standardisierung der Lesereaktion der Tags und der Reader noch nicht durchgängig.


Welche Schwierigkeiten zeigen sich in der Praxis?
Die Begrenzung der Lesung auf den gewünschten Bereich stellt eine Herausforderung dar. Ebenso gilt es physikalische Gesetze zu überlisten. Flüssigkeiten und Metalle stellen oft einen Störfaktor dar.


Was ist aus Ihrer Sicht die Hauptbremse für die flächendeckende Verbreitung von RFID?

Die Zurückhaltung von potenziellen Anwendern, diese Technologie einzusetzen. Es ist noch nicht möglich, RFID in allen Bereichen einzusetzen. Die Tag-Kosten sind noch zu hoch.


 

Migros-Genossenschafts-Bund, Marcel Ducceschi, Leiter Supplier Systems«Mit RFID können Prozesse sicherer und effizienter gestaltet werden.»

Migros-Genossenschafts-Bund, Marcel Ducceschi, Leiter Supplier Systems


Setzen Sie RFID bereits ein (wenn ja: wo und wie) bzw. wird erst noch Darüber diskutiert (und wo denken Sie an einen Einsatz)?
Wir setzen RFID primär in der Logistik bei internen Prozessen ein. Wir identifizieren Mehrweggebinde mit kombinierten Barcode-/RFID-Etiketten, überwachen die Kühlkette mit aktiven RFID-Transpondern und nutzen RFID auch beim Areal-Management und in der Wäscherei für Berufsbekleidung.


Welche Potenziale erschliessen Sie mit RFID, bzw. wo wäre ein Einsatz aus Ihrer Sicht besonders sinnvoll?
Wir verfolgen die technologische Entwicklung aufmerksam und prüfen die Einsatzmöglichkeiten sowie den Nutzen neuer Technologien in unseren Prozessen. Mit RFID können Prozesse aus unserer Sicht sicherer und effizienter gestaltet werden.

Welchen Standard nutzen Sie mit RFID zur eindeutigen Identifikation der ausgezeichneten Objekte und warum?
Als aktives Mitglied von GS1 Schweiz setzen wir die Standards konsequent ein. Neben einer flächendeckenden Nutzung der GS1 Nummernsysteme, der GS1 Symbologien (Barcodes) und der Standards für den elektronischen Datenaustausch (EANCOM) setzen wir auch bei RFID auf die definierten Standards und Empfehlungen von GS1 bzw. EPCglobal. Wir sind überzeugt, dass nur durch die Verwendung weltweit akzeptierter Standards unternehmensübergreifende Prozesse erfolgreich implementiert und effizient betrieben werden können.


Wo gibt es noch das grösste Verbesserungspotenzial an der Technologie selbst, bzw. welche Hürden verhindern den Einsatz derzeit?
Nach unserer Erfahrung ist es heute weniger eine Frage der verfügbaren Technologie oder des Reifegrades von Standards als vielmehr der Erfahrung und des Know-hows (Best Practice) bezüglich sinnvoller/wirtschaftlicher Anwendungen.


Welche Schwierigkeiten zeigen sich in der Praxis?
Die aktuelle Herausforderung sehen wir darin, sinnvolle (wirtschaftliche) Einsatzmöglichkeiten von RFID zu identifizieren und zukunftsgerichtet in diese Technologie zu investieren.


Was ist aus Ihrer Sicht die Hauptbremse für die flächendeckende Verbreitung von RFID?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Wir denken, dass RFID heute «reif» ist, um primär in der Logistik nutzbringend eingesetzt zu werden. Weitere Möglichkeiten bieten sich im Verkauf bzw. am POS, vor allem bei Bekleidung, Schuhen und dem höherpreisigen Fachmarkt-Sortiment. Bis unsere Rüebli, Joghurts oder Milchpackungen jedoch einmal «funken», wird es wohl noch einige Jahre dauern.

Nach oben