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Die Schweizer Güterbahn rüstet sich für die Zukunft

Die Schiene ist ein massgebender Faktor im Güterverkehr – sowohl im Transit als auch im Import/Export und im Binnenverkehr, wo sie einen Marktanteil von 23 Prozent an der gesamten Güterverkehrsleistung erreicht. SBB Cargo hat mit ihrer Drei-Säulen-Strategie den Grundstein gelegt, um das Unternehmen in den nächsten Jahren weiterzuentwickeln und den bestehenden Herausforderungen zu begegnen.

(mw) Der Güterverkehr in der Schweiz ist mit starken Veränderungen in den Märkten und anhaltenden konjunkturellen Herausforderungen konfrontiert. Die zunehmend globalisierten Märkte führen zu einem Anstieg der in Containern beförderten Überseefracht. Die Hafen-Hinterlandverkehre werden langfristig bedeutender, da die Seehäfen den Bahnanteil steigern. Generell wachsen die Mengen, die von Übersee in die Schweiz kommen. Im Binnenmarkt respektive in Europa steigen die Anforderungen an die Flexibilität von Transporten, und Just-in-time- Lieferungen nehmen zu. Die Logistik für Ver- und Entsorgungslösungen gewinnt an Gewicht. Schwere, für die Schiene wichtige Industrie verliert hingegen an Bedeutung. Die Sendungsgrössen nehmen tendenziell ab. SBB Cargo begegnet diesen Herausforderungen und hat 2012 ihre Strategie für die Folgejahre festgelegt: Sie fokussiert auf die drei Geschäftsbereiche Transit, Wagenladungsverkehr und kombinierter Verkehr. Das internationale Geschäft auf der Nord-Süd- Achse ist seit Anfang 2011 in SBB Cargo International unter Beteiligung von HUPAC ausgegliedert. Dieses Geschäftsfeld fokussiert auf Traktionsleistungen im Transitverkehr zwischen den Nordseehäfen respektive dem Ruhrgebiet und Norditalien.

Herausforderung Wagenladungsverkehr
Für den konventionellen Wagenladungsverkehr (WLV) setzt SBB Cargo ein anspruchsvolles Sanierungsprogramm um mit dem Ziel, diesen eigenwirtschaftlich und nachhaltig zu betreiben. SBB Cargo strebt so 2013 ein ausgeglichenes Ergebnis an und will für 2015 ein nachhaltig positives Ergebnis erreichen. Aus ökologischer Sicht ist der Gütertransport auf der Schiene nicht nur im Transit, sondern auch im Binnenverkehr als nachhaltige Transportlösung erwünscht. Der Wagenladungsverkehr ist jedoch noch nicht eigenwirtschaftlich: Daher hat SBB Cargo das Bediennetz im Wagenladungsverkehr in einem breit abgestützten Prozess mit Kunden und Behörden überprüft und optimiert. Insgesamt hat SBB Cargo die Sanierung von 155 sehr schlecht ausgelasteten Bedienpunkten angestrebt. Im Durchschnitt wurde an diesen Punkten weniger als ein Wagen pro Tag befördert. Von der Menge her gesehen, sind diese Bedienpunkte eigentlich nicht für die Schiene geeignet. «Die transportierte Menge wird nur geringfügig zurückgehen, die Anzahl der bedienten Punkte müssen wir aber reduzieren », erklärt Nicolas Perrin, CEO von SBB Cargo. «Verlagerung muss auch ökonomisch und ökologisch Sinn machen. Wir brauchen ein wettbewerbsfähiges Produkt für die Wirtschaft, und genau darauf richten wir unser Angebot jetzt aus.»
Die Auswirkungen der Sanierung schlecht ausgelasteter Bedienpunkte im Binnenverkehr fielen dank intensiver Gespräche deutlich geringer aus als ursprünglich erwartet. «In den Gesprächen durften wir feststellen, dass die grosse Mehrheit unserer Kunden Verständnis für die dynamische Umgestaltung unseres Angebots hat und konstruktiv zu neuen Lösungen beigetragen hat», unterstreicht Nicolas Perrin. Damit bleiben über 98 Prozent des Transportvolumens weiterhin auf der Schiene. SBB Cargo und die anderen Bahnen bieten seit dem Fahrplanwechsel im vergangenen Dezember 374 Bedienpunkte für einzelne Güterwagen und Wagengruppen an. Damit bleibt das für die Schweiz wichtige Transportsystem auf der Schiene erhalten.

Aufbau des Kombi-Geschäfts
Mit dem kombinierten Verkehr (KV) setzt SBB Cargo auf neue Marktsegmente und langfristiges Wachstum. Der Ausbau des kombinierten Verkehrs in der Schweiz ergänzt das bestehende Geschäft im Wagenladungsund Transitverkehr. Ein Netz von Linienzügen sowie Umschlagsanlagen für Transporte im Binnenverkehr ermöglichen den Kunden einen effizienten Transport von Containern innerhalb der Schweiz. Die SBB hat 2012 in neue Umschlagsplätze in Rothenburg und Cadenazzo investiert. Linienzüge verkehren bislang zwischen Dietikon und Renens sowie Neuendorf und Gossau. «Unsere Kunden sind vor allem Lkw-Transporteure, die auf langen und mittleren Distanzen in der Schweiz zunehmend auf die Eisenbahn setzen», erklärt Nicolas Perrin. «Strasse und Schiene rücken damit enger zusammen, und wir können die Stärken der beiden Verkehrsträger kombinieren.» SBB Cargo betreibt heute acht eigene Terminals für den kombinierten Güterverkehr.
Mit dem weltweiten Trend zum Transport von Gütern in Containern und der rückläufigen Grossindustrie wird weiterhin ein starkes Wachstum im kombinierten Verkehr auf Strasse, Bahn und Schiff erwartet. Die Logistikmarktstudie 2013 bestätigt dieses Wachstum, aber auch das Fehlen grosser, leistungsfähiger Terminals mit Gleislängen von 750 Metern für den Umschlag von Containern. Mit dem Bau der beiden grossen Terminals Gateway Limmattal und Basel Nord reagiert SBB Cargo auf das jährlich um rund sieben Prozent steigende Containervolumen im Import und Export und den weltweiten Trend zum Transport von Gütern in Containern. Die Terminals sind für Züge von bis zu 700 Metern Länge konzipiert. Das Gateway Limmattal wird einen direkten Anschluss ans System des Wagenladungsverkehrs zur Feinverteilung der Container in der Schweiz bieten. Das Terminal Basel Nord wird Schiff, Bahn und Lkws verbinden. Die Studie hat auch festgestellt, dass das Volumen der in den Schweizerischen Rheinhäfen ankommenden Container in Zukunft stark ansteigen wird, egal, von welcher wirtschaftlichen Entwicklung man ausgeht.

Zukunft des Güterverkehrs auf dem Prüfstand
Die Schweizer Politik befasst sich bis 2015 intensiv mit dem Güterverkehr auf der Schiene. Die SBB begrüsst es, dass aufgrund der vom Parlament überwiesenen Motion «Zukunft des Schienengüterverkehrs in der Fläche» erstmals eine breite Auslegeordnung erfolgt und eine vertiefte Diskussion über die Konzeption für einen marktorientierten Schienengüterverkehr in der Schweiz geführt wird. SBB Cargo setzt sich bei der vom Bund eingeschlagenen Stossrichtung dafür ein, dass der Schienengüterverkehr in unternehmerischer Verantwortung nach betriebswirtschaftlichen Kriterien geführt werden kann. Verlässliche und unterstützende regulatorische Rahmenbedingungen sowohl für die Schiene als auch für die Strasse sind dafür unerlässlich.
SBB Cargo unterstützt die verladende Wirtschaft, entlastet die Strasse von rund drei Millionen Lastwagenfahrten, spart 200 000 Tonnen CO2 im Jahr ein und leistet einen wesentlichen Beitrag zu den Verlagerungszielen des Bundes. Deshalb ist der Schienengüterverkehr ein zentrales Element der Verlagerungspolitik.

Miriam Wassmer

 


Über SBB Cargo
SBB Cargo bietet qualitativ hochstehende Transportlösungen für die Schiene an. Mit einem Anteil von 23 Prozent an der gesamten Transportleistung Strasse/Schiene ist SBB Cargo mit Abstand das grösste Gütertransportunternehmen der Schweiz. SBB Cargo AG ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Schweizerischen Bundesbahnen SBB. Sie transportiert täglich rund 175 000 Tonnen. Das Angebot umfasst Wagenladungsverkehr, Traktionsleistungen im Transitverkehr, Ganzzüge und kombinierten Verkehr (auch Import/ Export). Die rund 3000 Kunden kommen aus Branchen wie Mineralöl, Bau, Stahl, Agro und Handel. Der Fuhrpark umfasst 400 Streckenlokomotiven, etwa 200 Rangierlokomotiven und -traktoren sowie rund 8000 Güterwagen. SBB Cargo beschäftigt knapp 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

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