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«Wir legen Wert auf eine kooperative Zusammenarbeit.»

PET-Recycling Schweiz ist seit mehr als 20 Jahren für den Umweltschutz in der Schweiz aktiv. Der Gewinner des Swiss Logistics Public Award 2012 arbeitet dabei kontinuierlich an der Optimierung seiner logistischen Abläufe und Prozesse. GS1 network hat sich mit René Herzog, Geschäftsführer von PET-Recycling Schweiz, unterhalten.

GS1 network: PET-Recycling Schweiz bemüht sich stets um die Optimierung der Logistikprozesse. Was sind die konkreten Massnahmen, und in welchem Turnus werden sie eingeleitet?

René Herzog: Unsere Arbeit in der Logistik erfolgt auf verschiedenen Ebenen. Auf der einen Seite ist die Basis, unsere Sammelstellen, sehr wichtig. Täglich sind unsere Mitarbeiter entweder im Aussendienst oder mittels telefonischer Beratungen damit beschäftigt, für unsere Sammelstellen eine optimale Lösung zu finden. Dabei geht es sowohl um eine geeignete Sammelinfrastruktur und -qualität als auch um Mengen und die entsprechenden Entsorgungswege. Auf der anderen Seite wird unser Transport- und Verdichtungsnetz sowohl im Detail als auch in seiner Gesamtheit im Ein- bis Drei-Jahres- Rhythmus nach verschiedenen Gesichtspunkten gründlich unter die Lupe genommen. Natürlich ist es ab und zu auch notwendig, bei wesentlichen Prozess- oder Mengenveränderungen gangbare Ad-hoc-Lösungen zu finden.

Inwiefern werden die eigenständigen Transportpartner systematisch in die Optimierung eingebunden?

Wie die Bezeichnung schon sagt, pflegen wir mit ihnen ein partnerschaftliches Verhältnis. Das heisst, dass wir auf eine kooperative Zusammenarbeit und einen konstruktiven Austausch Wert legen. Beispielsweise werden Fachgruppen gebildet oder periodische Gespräche geführt. Bei Systemänderungen oder Innovationen ist die enge Zusammenarbeit aller Betroffenen in Projektarbeiten und Evaluationen gefordert.

Was ist die bedeutendste Innovation, die dank eines Bottom-up-Vorschlags von Transportpartnern schlussendlich bottom-down schweizweit eingeführt wurde?

Insbesondere bei der IT sind sehr viele Vorschläge direkt eingeflossen. Dazu muss man wissen, dass alle Transportpartner am selben IT-System angeschlossen sind, was die Administration der Logistikbewegungen enorm vereinfacht. So müssen Transporteure nur noch eine Rechnung pro Monat mit einem einzigen Betrag stellen, weil alles andere bereits erfasst ist. Auch können Probleme an einzelnen Anfahrstellen beim Erfassen des Transports per Knopfdruck gemeldet werden, damit der Aussendienst vor Ort Massnahmen umsetzen kann. Ein anderes Beispiel ist das neu entwickelte Transportgebinde, das den Verladeprozess beschleunigen soll und bald in die Testphase geht. Kurz: viele kleine Verbesserungen, die das Arbeiten effizienter machen.

Welche Rolle spielen Standards in den Logistikprozessen?

Eine gewisse Standardisierung bei Transporten oder insbesondere bei der Verdichtung und Sortierung ist zur Erreichung einer konstanten Materialund Servicequalität unumgänglich. Dabei muss natürlich einer bestimmten Heterogenität zwischen Partnern und Regionen Rechnung getragen werden.

Seit 2010 werden Alu-Getränkedosen zusammen mit PET-Flaschen abgeholt. Seit Februar 2013 werden in Betrieben zusätzlich PE-Folien eingesammelt. Was sind die Erfahrungswerte mit dieser gemeinsamen Sammlung? Sind weitere Kombisammlungen geplant?

Die Kombination wurde vor allem aufgrund von Konsumentenbedürfnissen eingeführt und ist ein Plus für alle Beteiligten. Die Erfahrungen zeigen Zufriedenheit bei den Sammelstellen und eine gute Sammelqualität. Die Sammelmengen sind immer noch im Wachstum begriffen, aber jedes einzelne Kilogramm gesammelter Wertstoff ist eine Einsparung für die Umwelt.

Die vier Sortierzentren liegen hauptsächlich auf der Achse Genf–St. Gallen. Insbesondere vom Tessin, dem Bündnerland und auch von Teilen des Wallis führt das zu langen Fahrtwegen. Sind im Sinne einer Effizienzsteigerung und der Optimierung der Nachhaltigkeit weitere Sortierzentren geplant?

Die Sortierung spielt im gesamten System natürlich eine wichtige Rolle. Die Lage der Sortierzentren ist abhängig von vielen Faktoren: Neben der lokalen Verankerung sind das Mengenaufkommen des PET und die Platzverhältnisse wichtige Aspekte. Ein weiterer essenzieller Gesichtspunkt sind die Verkehrs- und Gleisanbindungen, da das PET für die weitere Verarbeitung in einen der beiden Schweizer Verwertungsbetriebe, die beide in der Ostschweiz angesiedelt sind, transportiert werden muss – und zwar unabhängig davon, wo es sortiert wurde. Weiterhin werden durch unsere Umschlagscenter oder die Verteilzentralen des Handels bereits grosse Mengen an unsortiertem Material von groben Fremdstoffen bereinigt, verdichtet und verschoben, um eben eine möglichst hohe Transporteffizienz zu erreichen. Zurückschauend ist der PET-Markt sehr stark gewachsen, und zusätzliche Sortierkapazitäten werden in Zukunft wohl nötig sein.

Wie steht es um das Verhältnis von eingesetzten Lkws zur Bahn? Inwiefern gibt es Pläne für die verstärkte Nutzung der Bahn oder des kombinierten Verkehrs für den Transport?

Da die Beförderung mit der Bahn im Sinne der Ökoeffizienz attraktiv ist, liegt es in unserem Interesse, diese – wo immer möglich – einzusetzen. Heute wird mengenmässig mehr als die Hälfte der Transporte aus dem Handel per Bahn abgewickelt. Aber auch hier sind Standortfragen respektive Gleisanschlüsse sowie Mengenaufkommen entscheidende Faktoren. Der kombinierte Verkehr kann hier als Zwischenstück unter gewissen Umständen eine prüfenswerte Lösung sein.

Verglichen mit der Verwertungsquote von rund 55 Prozent der 7000 verpflichteten Sammelstellen ist die Quote der 25 000 freiwilligen Sammelstellen mit rund 26 Prozent relativ gering. Ist ihr Betrieb ökologisch und ökonomisch überhaupt sinnvoll?

Wenn man die 26 Prozent in Relation zu der Quote von 81 Prozent stellt, kann man rechnerisch sagen, dass der Quotenanteil der freiwilligen Sammelstellen 32 Prozent beträgt. Dann sieht das Verhältnis wieder ein wenig anders aus. Aber kurz gesagt: Ohne diese Quotenprozente wäre ein Erreichen der von der VGV (Verordnung über Getränkeverpackungen) vorgeschriebenen Mindestquote von 75 Prozent schwierig. Durch den Einsatz von LSVA-freien (Leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe) Fahrzeugen und durch eine optimale Sammelinfrastruktur, Mindestmengen bei der Abholung, Aufteilung der Sammelgebiete sowie durch die kombinierte Abholung mit anderen Wertstoffen tun wir in diesem Bereich natürlich unser Möglichstes, um eine optimale Ökoeffizienz zu erreichen.

Die Fragen stellte Katharina Birk.

 

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