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Gute Besserung – aktuelle Trends im Gesundheitswesen

Aktuelle Trends im GesundheitswesenWie sicher ist E-Health und was ist der Nutzen für den Patienten? Greifen wir nur willkürlich ein paar Schlagworte aus den aktuellen Megatrends heraus – Big Data, Cybersecurity, künstliche Intelligenz versprechen viel Gutes, bergen aber auch Risiken. Kritische Stimmen werden dann laut, wenn es um persönliche Daten geht. So ist im Gesundheitswesen der Umgang mit patientenbezogenen Informationen besonders heikel.

Willkommen in einer Datenlandschaft, die von Entscheidern, Entwicklern und der technischen Infrastruktur höchste Standards verlangt. E-Health ist das bezeichnende Schlagwort, das selbst bei technikaffinen Menschen ein skeptisches Stirnrunzeln hervorruft, denn Risiken und Nutzen moderner E-Health- Konzepte müssen kritisch bewertet und gut abgewogen sein. Es gilt trotz- dem, dieser Entwicklung mit einer positiven und chancenorientierten Grund- haltung entgegenzusehen, denn sie kann schon heute das Leben von chronisch Kranken erleichtern und zuweilen Leben retten.

Digital Health als Teilmarkt der Gesundheitsversorgung
Die E-Health-Branche boomt, treibt zuweilen Blüten, ist aber im Ganzen von gut durchdachten Konzepten durchsetzt. Man merkt bei der Betrachtung der grossen E-Health-Trends sehr schnell, dass kritische und professionelle Köpfe hinter den Projekten stecken. Kein Wunder. Der Markt ist gross und verspricht mit den richtigen Produkten langfristigen Erfolg.

Das Beratungsunternehmen Frost & Sullivan schätzt in Mitteleuropa das Marktvolumen für klinische und nicht- klinische Krankenhaus-IT im Jahr 2020 auf 10,7 Milliarden US-Dollar. 2016 waren es noch gut 8,5 Milliarden US- Dollar. Weltweit bewertet Deloitte im hauseigenen Global Healthcare Out- look die Gesamtausgaben für die Gesundheitsversorgung auf 8,7 Billionen US-Dollar. Dies ist natürlich ein schon fast historischer Blick, denn E-Health bedeutet vor allem Innovation und steht für einen Venture-Markt, in dem 2016 bereits rund 500 Digital-Health-Gründungen unterschiedlichen Reifegrades gezählt wurden – mit einer Investitionssumme von gesamthaft 8 Milliarden US-Dollar. Im Ranking dieser Unternehmen liegen auf den Endverbraucher gerichtete Themen deutlich vorne, denn hier ist auch der gigantische Markt von Fitness- und Wellness-Apps (Platz 1 und 2) und Personal-Health-Anwendungen (Platz 3) verortet. Auf diese Volumen- märkte folgen auf Platz 4 Big Data Analytics, Medical Device Development auf Platz 5 sowie Medical-Work- flow-Management-Systeme auf Platz 6. Die in der Diagnostik zunehmend wich- tigen Systeme für klinische Entscheidungsunterstützung mit den entsprechenden Datenregistern finden sich auf dem siebten Platz.

Patienten in der neuen Gesundheitswelt
Wie findet sich heute ein Patient zwischen digitalen Arztplattformen, Videosprechstunden, elektronischen Patientendossiers und einer Vielzahl von Gesundheits-Apps zurecht und wie stiften die neuen Entwicklungen Nutzen und Erkenntnisgewinn für den Anwender? Einen guten Einstieg in diesen Themenkreis bietet der Blick auf das Smartphone, das den Hund als besten Freund des Menschen schon lange abgehängt hat. Selten vergeht eine Stunde, ohne dass dieses  Multitalent in irgendeiner Weise genutzt wird. Zur Nacht schlafen über 80 Prozent aller Smartphone-Besitzer in Armeslänge zu ihrem digitalen Kameraden. Kein Wunder, dass man bereits 2016 etwa 100 000 Healthcare-Apps über die einschlägigen App-Stores herunterladen konnte. In einer Studie der Bertelsmann Stiftung aus dem gleichen Jahr wurde festgestellt, dass über 50 Prozent aller Besitzer von mobilen Endgeräten Healthcare-Apps in regelmässiger Verwendung hatten. Für diese Anwendungen lassen sich die folgenden Typen abgrenzen:
•    Apps zur Stärkung der Gesundheitskompetenz – diese informieren zu spezifischen Sachfragen und Themen, z. B. Gesundheitsportale oder Portale zur Arztauswahl
•    Apps zur Analyse und zum Erkenntnisgewinn – meist punktuell und sehr spezifisch, z. B. Hörtests
•    Apps zur sogenannten indirekten Intervention – z. B. Medikamenten- Reminder, Therapietagebücher und Patienten-Communities
•    Apps für die direkte Veränderung von Fähigkeiten und Verhaltens- mustern – oft dienen hier Plattformen mit Onlinekursen und Tutorials als probates Mittel, z. B. wenn es um Übungen gegen akuten Rücken- schmerz geht
•    Apps zur Dokumentation – elektronische Patientenakten und spezifische Beschreibungen akuter Vorfälle
•    Organisation und Verwaltung – z. B. Online-Geschäftsstellen der Kranken- kassen oder auch Terminverwaltung mit Ärzten und Therapeuten
•    Apps für Versorgung und Einkauf – die bereits weit verbreitete Online- Apotheke

Positiv ist zu bewerten, dass der moderne Nutzer geeignete Werkzeuge findet, um sich als Patient besser zu informieren und sich intensiver mit eventuellen Krankheitsbildern oder Symptomen zu befassen. So wird der Patient autonomer in seinen gesundheitsrelevanten Entscheidungen und stärkt damit seine Marktposition. Seine Entscheidung für oder gegen einen Arzt – sei dies ein Allgemeinmediziner oder gar ein Chirurg – kann er jederzeit mit Meinungen und Erfahrungen anderer Patienten untermauern. Für diese Gesamtentwicklung sind kulturelle und technologische Treiber be- stimmend. Es regiert der Bedarf des mobilen Nutzers und die technische Machbarkeit folgt der Prämisse: Es ist nicht die Frage, ob etwas erfunden wird, es ist nur die Frage, wann. Die Politik läuft der technologischen Entwicklung naturgemäss hinterher. Neben ethischen und moralischen Parametern müssen heute mehr denn je die politischen Entscheidungsträger mit Sachverstand die Standards für Datensicherheit und Qualitätssicherung in der E-Health straffen und optimieren und den gesundheitspolitischen Einfluss stärken.

Telemedizin und E-Health
Die Schweiz gilt bereits jetzt als Vorbild und die grossen Nachbarstaaten, wie zum Beispiel Deutschland, blicken auf die Alpenrepublik. Die Schweiz macht vor, wie Telemedizin mit den üblichen Hausarztmodellen in Kombination funktionieren kann.
In Deutschland fordern Krankenkassen in einem Positionspapier einen stärkeren Dialog mit den Bürgern und eine stärkere Fokussierung auf den Aufbau von Medienkompetenz. Ausserdem soll Telemedizin als Unterstützung in die ambulante Versorgung integriert werden. Gesundheitsversorgung und Telemedizin sollen nach dem Willen der Kassen in der Aus- und Weiterbildung von Ärzten und anderen medizinischen Dienstleistern eine feste Rolle bekommen. Erst im Dezember 2015  wurde im deutschen Bundestag ein erstes E-Health-Gesetz verabschiedet. Es hebt beispielsweise das veraltete Fernbehandlungsverbot auf und enthält einen Fahrplan für die Einführung einer digitalen Infrastruktur mit höchsten Sicherheitsstandards. In den kommenden Jahren sollte demnach eine Telematik- Infrastruktur aufgebaut sowie Krankenhäuser und Arztpraxen in das Gesamtkonzept integriert werden.

Trotz der aktuellen Bemühungen hinkt Deutschland im Bereich Telemedizin hinterher. Die Schweiz ist da schon wesentlich weiter. Telemedizin gehört hier neben den normalen Hausarztmodellen seit Langem zur Ärzteland- schaft. Ein bekannter Dienstleister/Anbieter in diesem Bereich ist Medgate. Das Unternehmen mit Sitz  in  Basel  ist heute das grösste Telemedizin- Zentrum Europas. Um mit dem Anbieter arbeiten zu dürfen, müssen Ärzte eine zweijährige Berufspraxis haben, sie erhalten eine dreimonatige Zusatzausbildung und unterziehen sich einer jährlichen Nachprüfung. Die Zufriedenheit mit diesem Pilotprojekt ist hoch – so würden rund 90 Prozent der Anrufer die telemedizinische Beratung weiter- empfehlen.
Über den Erfolg von E-Health entscheiden in den nächsten Jahren die Nutzer und der Markt. Die Politik tut gut daran, schnellstmöglich mehr Richtlinien und auch mehr Orientierung zu geben, damit auch der Benutzer als elektronischer Patient geschützt ist und die neuen Technologien für unsere Gesundheit Sinnvolles leisten.

Arthur Wetzel

Duri Furrer ist ein Risikopatient – er leidet an Herzinsuffizienz. E-Health erleichtert es ihm und seinen Ärzten, seine Vitaldaten in Echtzeit zu überwachen. Im Notfall oder bei Fragen hat er die direkte Möglichkeit zur Online- oder Videokonsultation, ein Fitness-Tracker führt ihn behutsam durch sein tägliches Training, die Einnahme seiner Medikamente wird genau überwacht und deren Nachbestellung rechtzeitig ausgelöst. Für Herrn Furrer ist es von zentraler Wichtigkeit, dass sogenannte Wearables (hier sind dies im Alltag tragbare Überwachungssysteme) seinen Zustand regelmässig überwachen und dass seine Daten automatisch für seine Ärzte verfügbar sind. Dies in Verbindung mit telemedizinischen Angeboten und einer beschleunigten Notfallversorgung sorgt laut dem Bundesamt für Gesundheit BAG schon heute für eine nachweisliche Reduzierung der Kosten für Hospitalisierungen, verringert die Zahl der Mehrfachuntersuchungen und steigert die Lebensqualität von Herrn Furrer und Millionen weiterer Erkrankter.

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