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«Sesam, öffne dich» in der digitalen Lieferlogistik

Mit intelligenten Technologien können Lieferungen automatisiert ausgelöst und einfach überwacht werden. Die herkömmlichen Schlüssel digitalisieren sich und werden einfach zur App.

In digitalisierten Produktionsstätten sollten unnötige oder redundante Zwischenschritte möglichst vermieden werden. Je lückenloser die digitale Prozesskette, desto effizienter die Abläufe. Beispielsweise kann in der Logistik die Nachbestell- sowie Rücksendungsabwicklung durch IoT-basierte Lösungen automatisiert gehandhabt werden, sodass in Kombination mit digitalen Schlüsseln das Abholen und Ausliefern vereinfacht wird.

Eine App für alle Zugänge
Doch noch sind in der inner- wie intrabetrieblichen Logistik bei der Mehrheit der produzierenden Unternehmen viele Abläufe manuell ausgerichtet. Das beginnt unter Umständen mit Banalitäten wie damit, dass Fahrer nicht immer sofort jemanden antreffen, wenn sie an dem für die Lieferung bestimmten Lager ankommen. In dem Fall müssen sie sich die jeweiligen Zugangsschlüssel in der Verwaltung holen und sie im Anschluss zurückbringen. Die Verwaltung im Gegenzug muss das «Schlüsselmanagement » dokumentieren und den Überblick behalten, wer wann welchen Schlüssel geholt und gebracht hat.

Die Lösung? Mobile Identity & Access oder abgekürzt MIA. Damit können alle Arten von Zugängen verwaltet werden. Für das oben genannte Beispiel wird der physikalische Schlüssel digitalisiert und in eine App umgewandelt. Damit ist es möglich, Türen und Tore, aber auch Fahrzeuge digital zu öffnen und zu schliessen. Mitarbeitende oder Lieferanten und andere Dienstleister erhalten individuelle, zeitlich begrenzte Berechtigungen für den Zutritt zu genau definierten Türen und Toren.

Ein hinterlegtes Rechtekonzept mit Name, Zeitspanne und Identifizierung sorgt dafür, dass nur autorisierte Personen Zugang erhalten. Für die Inbetriebnahme eines solchen digitalen Schlüssels braucht es eine zugehörige Hardware an den Türen und Toren zur Absicherung. Das Sicherheitssystem wird im Hintergrund mit MIA verbunden, um die Berechtigungen zu konfigurieren.

Die Tokenisierung des Schlüssels bringt viele Vorteile
In einem nächsten Schritt müssen die Service-, Liefer- oder sonstigen (Mit-) Arbeiter mit Smartphones ausgestattet werden. Den Schlüssel erhalten sie in Form eines Tokens über das Mobilfunknetz. Über ein Funksignal aus der Cloud (alternativ über Impulssteuerung) wird der lokale Zugang für den vereinbarten Zeitraum freigeschaltet. Der Zugang ist auch revidierbar respektive kann bei Gefahr – falls beispielsweise das Smartphone verloren gegangen ist – beinahe in Echtzeit ungültig gemacht werden. Weitere Vorteile: Alle Zutritte sind gespeichert und im Nachgang rückverfolgbar, sodass transparent ist, wer wo, wann und wie lange Zugang hatte. Die Transport- und Lieferunternehmen sind flexibler und können beispielsweise auch ausserhalb der gewohnten Bürozeiten Ware bringen und holen.

In den Stammdaten ist üblicherweise hinterlegt, welche Logistikpartner zugangsberechtigt sind. Um Missbräuche zu verhindern, läuft das System mit einer sogenannten Zweifaktor-Authentifizierung. Der Partner wird demzufolge per Mail oder SMS eingeladen, was wiederum bedingt, dass das Endgerät bekannt ist. Per generiertem Passwort oder via PIN kann sich der entsprechende Fahrer oder Servicemitarbeiter anschliessend für den MIA-Service freischalten. So erhält er in zwei Schritten einerseits einen QR-Code und andererseits eine persönliche Identifikationsnummer. Dieser Sicherheitsprozess kann noch um eine Stufe erhöht werden und es lässt sich zusätzlich eine persönliche Sicherheitsfrage einbauen, mit welcher sich der Fahrer identifizieren muss.

Weitere Integration möglich
Dank der IT-Integration von Technologien zur Identifizierung und Autorisierung (Erteilung von Zugangsberechtigungen) können Unternehmen personell entlastet werden, die Sicherheit steigt, wie auch Flexibilität und Effizienz.

Die Lösung Mobile Identity & Access kann noch weitergehend mit IoT-Technologie verknüpft werden. Über den sogenannten IoT-Service-Button – eine intelligente Lösung, die auf Mobilfunknetz basiert und Befehle ausführt – lassen sich Bestellungen oder Ähnliches direkt auslösen. Der gemeinsam vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML und den Open Labs der Deutschen Telekom entwickelte «Knopf» soll Vorgänge des Betriebsalltags beschleunigen, etwa das Nachbestellen von Ersatzteilen oder das Abholen voller Container. Diese Prozesse können quasi «auf Knopfdruck » von der Bestellung bis zur Lieferung durchgehend digital abgebildet und übertragen werden.

Das bewährt sich beispielsweise bereits bei Retouren nach Qualitätskontrollen. Wird ein Mangel festgestellt, kann der Rücksende- mit dem Neubestellungsprozess verknüpft werden. Die Informationen fliessen im Hintergrund automatisch in ein ERP-System, in dem die darauffolgenden Schritte in Gang gesetzt werden. Für die Warenabholung existiert ein analoges Einsatzszenario: Die IoT-Plattform enthält codiert die Information, an welche Art von Material oder Ware der Service-Button gekoppelt ist. Explizite Programmierkenntnisse sind dafür nicht nötig. Kombiniert mit Narrow Band IoT kann das Tool beispielsweise für Materialabrufe in der betriebsinternen Logistik zum Einsatz kommen und diese so effizienter gestalten.

Vielfältige Einsatzszenarien denkbar
Selbst für einen Abfallcontainer aus der Produktion, der am Eingangstor oder auf dem Gelände abgeholt werden soll, ist diese Anwendung denkbar. Mit einem Klick auf den Service-Button, der am entsprechenden Container hängt, wird die Meldung zur Abholung automatisch in die Backend-Systeme und via E-Mail weitergeleitet. Die MIALösung ermittelt über das Backend den richtigen, hinterlegten Logistiker und vergibt den entsprechenden elektronischen Schlüssel.

Der grundlegende, standardisierte Ablauf eines Materialabrufs in Kombination mit der Vergabe digitaler Zugangsberechtigungen lässt sich in unterschiedlichsten Szenarien der digitalisierten Produktionsstätte einsetzen. Vielschichtige Prozessketten – auch solche, die über Unternehmensgrenzen hinausgehen – können verbunden werden. Für die nahtlose digitale Prozessunterstützung werden Standardlösungen wie MIA und Service-Button mit Prozess-IT-Services sowie den vorhandenen Systemen verknüpft und für den Kunden massgeschneiderte Anwendungen entwickelt.

In der Transportbranche gibt es über die ganze Wertschöpfungskette viele weitere Möglichkeiten, Prozesse zu vereinfachen und zu verbessern, indem sie mit weiteren IoT-Lösungen wie Trackern oder elektronischen Frachtpapieren unterstützt werden. Eine einheitliche IoT-Plattform sollte dabei die Basis für durchgängige Prozesse zwischen einzelnen Lösungen bilden. Der Kunde profitiert am Ende von der Gewährleistung reibungsloser und durchgängiger Prozesse und kann sich aufs Wesentliche konzentrieren.

Alen Mijatovic, Industrie-Experte und Head of Key Accounts bei T-Systems Schweiz

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