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Spotlight auf die Mobilität von morgen

Mit grün erzeugtem Wasserstoff rollt schon eine ganze Lkw-Flotte durch die Schweiz. Das Konzept ist so zukunftsträchtig, dass es den begehrten Swiss Logistics Award erhalten hat.

Sauber in die Zukunft: Dafür setzte der diesjährige Swiss Logistics Award (SLA) ein deutliches Zeichen. Die Jury vergab den Preis an Hydrospider. Das Unternehmen ist ein Schweizer Pionier der Wasserstoffmobilität. Zusammen mit seinen Partnern, dem Förderverein H2 Mobilität Schweiz, H2 Energy und Hyundai Hydrogen Mobility, hat das Unternehmen ein europaweit einzigartiges Ökosystem geschaffen, in dem wasserstoffbetriebene Lkws im täglichen Einsatz für mehrere Schweizer Unternehmen stehen. Hydrospider übernimmt dabei die Produktion, die Beschaffung und die Logistik rund um den grün hergestellten Wasserstoff.

Die Jury des SLA hat bewusst ein Geschäftsmodell für die emissionsfreie Mobilität ausgezeichnet, weil sie in der Wasserstoffmobilität grosses Potenzial sieht. «Das Beispiel dieser Initiative zeigt, dass es möglich ist, die Transportlogistik CO2-neutral umzubilden», begründete Jury-Präsidentin Renate Gröger Frehner den Entscheid. Sie ist beruflich Direktorin Immobilien und Betrieb des Universitätsspitals Zürich. Das Wasserstoff-Ökosystem, an dessen Aufbau Hydrospider einen wesentlichen Anteil hat, wird ihrer Meinung nach den Strassentransport in der Schweiz nachhaltig verändern.

Neu gedacht: Treibstoff, Tankstellen und Fahrzeuge
Das Unternehmen Hydrospider selbst ist ein Joint Venture von H2 Energy, Alpiq und Linde/PanGas. Die Bewerbungsunterlagen für den SLA geben einen vertieften Eindruck vom Umfang und technologischen Aufwand des ausgezeichneten Projekts. Die erste Produktionsanlage für Wasserstoff ging im Frühling 2020 beim Alpiq-Wasserkraftwerk Gösgen in Betrieb. Es ist eine Elektrolyseanlage mit einer Leistung von 2 MW, die jährlich maximal 300 Tonnen «grünen» Wasserstoff herstellen kann – grün deshalb, weil der benötigte Strom aus Wasserkraft stammt. Anschliessend wird der Wasserstoff mit 350 bar komprimiert und in Druckzylinder aus Glasfasern abgefüllt, die den bisherigen Standard mit seinen 200-bar- Stahlflaschen- Trailern ablösen. Sie sind im Wechselcontainer kürzer und leichter.

Diese Container reisen dann zu den schweizweit acht Wasserstofftankstellen und versorgen sie mit dem Treibstoff. Vor Ort können die Wechselcontainer sehr einfach ausgetauscht werden. Die leeren Wechselcontainer werden wieder zur Füllstation zurückgebracht. Das äusserst flexible System ermöglicht den Chauffeuren des spezialisierten Transportunternehmens einen eigenhändigen und effizienten Austausch der Container.

Vergleichbare Nutzlast und Tankzeiten
Allerdings sind die Wasserstoffproduktion und die Tankstellen nur zwei Elemente im neu geschaffenen Mobilitätsnetz der Projektpartner. Eine zentrale Rolle kommt Hyundai Hydrogen Mobility (HHM) zu, welche die Fahrzeuge liefert. Das Joint Venture von Hyundai Motors und H2 Energy stellt die Brennstoffzellen- Elektro-Nutzfahrzeuge zur Verfügung und baut ein Servicenetz für sie auf. Die ersten Xcient Fuel Cell Trucks (36-Tönner) wurden im Oktober 2020 an sieben Unternehmen ausgeliefert. Bis zum Jahr 2023 sollen es 1000 Trucks sein und bis 2025 ist eine Menge von 1600 Fahrzeugen vorgesehen. Hyundai Hydrogen Mobility stellt die Fahrzeuge in einem Pay-per-Use- Modell zur Verfügung. Das erlaubt es den Transportunternehmen, die neue Lkw-Technologie ohne grosse Risiken zu testen. Für die Logistik- und Transportunternehmen bedeutet der Einsatz eines Brennstoff- zellen-Elektro-Nutzfahrzeugs gegenüber dem Diesel- Lkw lediglich eine minimale Einschränkung im Betrieb (ähnliche Nutzlast und kurze Ladezeit mit Wasserstoff) und bezüglich Kosten (Kostenparität in wesentlichen Anwendungen).

Dafür weisen Wasserstoff-Trucks massive Vorteile bezüglich Lärm- und Treibhausgasemissionen auf. Bei einer zurückgelegten Strecke von rund 80 000 Kilometern pro Jahr spart ein Brennstoffzellen-Elektro- Nutzfahrzeug rund 70 bis 75 Tonnen CO2. Die geplanten 1600 Lkws werden somit die CO2-Emissionen jährlich um 112 000 bis 120 000 Tonnen reduzieren. Damit könnten rund 33 000 Tonnen Diesel substituiert werden.

Alexander Saheb

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