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European Green Deal: Identifikationsprojekt soll Transparenz schaffen

Mit dem europäischen Green Deal hat die EU-Kommission einen Fahrplan vorgelegt, wie mit den Herausforderungen von Klimawandel und Umweltschutz umgegangen werden soll. Der Ressourcenverbrauch und das Wirtschaftswachstum sollen entkoppelt werden, und der digitale Produktpass sorgt für einen lückenlosen Lebenslauf. GS1 bietet dazu die passenden Werkzeuge. 

Der European Green Deal umfasst eine Reihe von Gesetzen und Initiativen in unterschiedlichen Bereichen. Darunter fallen Massnahmen zum Ausbau erneuerbarer Energien. Eine moderne Kreislaufwirtschaft soll Abfall und Verschmutzung vermeiden, und zahlreiche Massnahmen sollen für saubere Luft, sauberes Wasser und grössere Artenvielfalt sorgen.

Bis 2050 klimaneutral
Die Europäische Union hat die einzelnen Bereiche der Wirtschaftsstrategie klar benannt und die Ziele auch mit einem Zeitplan für die verschiedenen Massnahmen versehen. Ziel ist, Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen. Alle sollen zur Klimaneutralität beitragen. Die Auswirkungen betreffen die Gesellschaft und alle Wirtschaftsakteure. Und gerade dieser allumfassende Ansatz macht den European Green Deal so ambitioniert. Um dessen Ziele zu erreichen, ist der Wandel hin zu einer Kreislaufwirtschaft dringend notwendig. Laut den Experten gehören der Anstieg im Verbrauch natürlicher Ressourcen und die damit verbundene Abfallmenge zu unseren grössten Herausforderungen.

Allein der Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft enthält Initiativen, Strategien und Rechtsrahmen, die den gesamten Lebenszyklus von Produkten betreffen. In Zukunft soll für jede Produktekategorie der Rohstoff- und Materialverbrauch verringert werden. Nachhaltige Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle sollen zur Norm werden, und die Verbrauchsmuster sind so zu verändern, dass von vornherein kein Abfall entsteht.

Bei der Kreislaufwirtschaft wird der gesamte Lebenszyklus von Produkten und Materialien betrachtet. Er reicht von der Rohstoffgewinnung über die Produktion, die Distribution bis hin zur Wiederverwendung. Der Produktpass soll in Zukunft für Transparenz eines Produkts sorgen. Von zentraler Bedeutung für die Umsetzung des Konzepts Kreislaufwirtschaft sind umfassende Daten in hoher Qualität.

Lückenloser Lebenslauf
Nehmen wir als Beispiel das Smartphone: Es überwacht unseren Schlaf, weckt uns am Morgen, dient uns als Kamera, hilft uns die nächste Tankstelle zu finden oder lässt uns ganz einfach mit anderen kommunizieren. Aber wie genau kennen wir unseren ständigen Begleiter eigentlich? Unter welchen Bedingungen wurde das Gerät produziert? Wie lange hält es? Und auf welche Weise lässt es sich reparieren oder am Ende sogar rezyklieren?

Wer auf der Suche nach solchen Produktinformationen ist, muss sich heute durch viele verschiedene Websites und Labels klicken. Denn eine zentrale Datenbank, die alle Produktinformationen bündelt, gibt es nicht. Der digitale Produktpass soll diese Lücke künftig schliessen und alle Informationen für Herstellerfirmen, Konsumentinnen und Konsumenten sowie Reparaturbetriebe und Recyclingunternehmen im «Single Point of Truth» zusammenfassen.

Alle beteiligten Unternehmen können anhand des digitalen Produktpasses den Ursprung der Rohstoffe und die genaue Zusammensetzung erfahren. Für die Konsumentinnen und Konsumenten bedeutet das: Sie können auf Basis transparenter Produktinformationen ihre Kaufentscheidungen bewusster treffen: Wo und unter welchen Arbeitsbedingungen wurde das Smartphone produziert? Zudem erhalten sie alle Daten, die sie zur richtigen Nutzung des Produkts benötigen.

Vom Laptop bis zur Waschmaschine
Nicht nur beim Smartphone, auch bei anderen Produkten unseres täglichen Lebens besteht Informationsbedarf. Langfristig sollen sie alle einen Produktpass erhalten. Zunächst liegt der Fokus auf besonders ressourcen- und energieintensiven Produkten. Neben dem Smartphone sind das Computer, Kommunikations- und Elektrogeräte. Vor allem Batterien, egal ob klein oder gross, sollen künftig einen digitalen Produktpass tragen, der grösstmögliche Transparenz entlang ihres Lebenswegs ermöglicht.

Zudem bietet sich ein Produktpass dort an, wo es bereits grundlegende Ansätze gibt. Beispielsweise ist das im Bausektor mit der Umweltproduktdeklaration (Environmental Product Declaration, EPD) der Fall. Zement- oder Stahlherstellung sind sehr energie- und ressourcenintensive Bereiche, für deren Produkte sich ein Produktpass lohnt. Aber auch im Bereich Verpackungen und Kunststoff ist der Bedarf an transparenten Informationen hoch: Mithilfe von digitalen Informationen sollen in Zukunft einzelne Kunststoffe in der Sortieranlage besser unterschieden werden können.

Der digitale Produktpass soll dafür sorgen, dass Produkte nachhaltiger hergestellt, genutzt und rezykliert werden. Und er wird uns allen die nötigen Informationen liefern, um umwelt- und klimafreundlicher einzukaufen. Der digitale Zwilling ermöglicht das Erstellen der geforderten Reportings und schafft dank strukturierter und standardisierter Daten Transparenz auf allen Stufen. Dazu braucht es eine gemeinsame Sprache.

GS1 Standards als Enabler für die Kreislaufwirtschaft
Was hat das nun alles mit GS1 zu tun? Eine ganze Menge. GS1 erarbeitet seit 40 Jahren Grundlagen und Lösungen für standardisierte Wirtschaftsprozesse. In Zukunft sind das Smartphone und alle seine Komponenten weltweit mit einer GTIN (Global Trade Item Number) gekennzeichnet, und alle Beteiligten entlang der gesamten Wertschöpfungskette sind mit der GLN (Global Location Number) identifiziert.

Die standardisierte Datenbasis in den Produktpässen ermöglicht nicht nur den Dialog zwischen allen Beteiligten, sondern auch Rückverfolgbarkeit, Plagiatschutz, Ersatzteilmanagement, Wartung oder Instandhaltung. Unternehmen müssen heute schnell und umfassend Auskunft erteilen können, wann und wo ein Artikel gefertigt wurde oder wo sich eine Charge befindet. Viele Unternehmen haben damit Probleme.

Der Schlüssel liegt in der Serialisierung und damit in der eindeutigen Kennzeichnung der einzelnen Bauteile, Komponenten und Produkte. Sie erlaubt das Tracking und Tracing über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg und ermöglicht die effiziente Abwicklung von Rückrufen. Dafür stehen die weltweit eindeutigen Identifikationsschlüssel und Datenträger von GS1 zur Verfügung.

Der geforderte Wandel hin zur Kreislaufwirtschaft kann nur stattfinden, wenn sich Waren-, Werte- und Informationsströme eindeutig identifizieren lassen, Daten strukturiert sind und über globale offene Standards ausgetauscht werden. Das GS1 System wird heute von unterschiedlichen Industrien als weltweit akzeptierter Standard betrachtet und eingesetzt. Mit den GS1 Standards machen Sie einen wichtigen Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft.

Joachim Heldt

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