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Die Gefahr lauert im Netz

Laut dem kürzlich veröffentlichten Allianz Risk Barometer sind Cybergefahren die grösste Sorge für Unternehmen weltweit. Die Bedrohung durch Ransom- ware-Angriffe, Datenschutzverletzungen oder IT-Ausfälle beunruhigt die Unternehmen sogar noch mehr als Geschäfts- und Lieferkettenunterbrechungen, Naturkatastrophen oder die Covid-19-Pandemie. 

Fast täglich lesen wir in den Medien von Cyberattacken durch Kriminelle, die erheblichen Schaden anrichten und sogar zu Produktionsausfällen führen. Die Furcht der Unternehmen, selbst Opfer einer solchen Attacke zu werden, steigt. Dies zeigt das Allianz Risk Barometer, für das weltweit rund 2700 Experten in 89 Ländern und Territorien befragt wurden, darunter CEOs, Risikomanager und Versicherungsexperten.

Digital, schnell und gefährlich
Für 44 Prozent der befragten Unternehmen sind Cybervorfälle das Toprisiko, Betriebsunterbrechungen belegen weltweit den zweiten Rang (42 Prozent), während Naturkatastrophen auf den dritten Rang vorgestossen sind (25 Prozent, Vorjahr Rang 6). Einen grossen Sprung nach vorn machten auch die Sorgen in Bezug auf den Klimawandel: Rang 6 mit 17 Prozent (Vorjahr Rang 9). Der Ausbruch einer Pandemie scheint hingegen etwas seinen Schrecken zu verlieren, zumindest was die Auswirkungen auf die Wirtschaft anbelangt: Er fiel aus den Top 3 auf Rang 4 (22 Prozent).
«Störungen des Betriebs werden wahrscheinlich auch 2022 das wichtigste Risikothema bleiben», fasst Joachim Müller, CEO von AGCS, die diesjährige Befragung zusammen. «Für die meisten Unternehmen ist die grösste Angst, ihre Produkte nicht herstellen oder ihre Dienstleistungen nicht erbringen zu können. Im Jahr 2021 kam es zu Unterbrechungen in noch nie da gewesenem Ausmass, die auf verschiedene Auslöser zurückzuführen waren: Lähmende Cyberangriffe, die Auswirkungen zahlreicher klimawandelbedingter Wetterereignisse auf die Lieferkette sowie pandemiebedingte Produktionsprobleme und Transportengpässe hatten verheerende Folgen.
Dieses Jahr verspricht nur eine allmähliche Entspannung der Lage, obwohl weitere Probleme im Zusammenhang mit Covid-19 nicht auszuschliessen sind. Der Aufbau von Widerstandsfähigkeit gegen die zahlreichen Ursachen von Betriebsunterbrechungen wird zunehmend zu einem Wettbewerbsvorteil für Unternehmen.»

Top-Gefahren in der Schweiz: Cyber auf Rang 1
In der Schweiz dominieren ebenfalls Cybervorfälle (Rang 1 mit 61 Prozent) und Betriebsunterbrechungen (2. Platz mit 57 Prozent) das Ranking. Auf dem dritten Platz (25 Prozent) folgen Marktveränderungen, hervorgerufen etwa durch Volatilität, verstärkten Wettbewerb, neue Wettbewerber, stagnierende Märkte oder Marktschwankungen. Grösster Aufsteiger neben Marktveränderungen ist der Klimawandel (Platz 5 mit 17 Prozent). Neu in den Top Ten sind das Risiko von Fachkräftemangel auf Platz 7 (12 Prozent) sowie die Sorgen vor dem Ausfall kritischer Infrastruktur (Platz 9 mit 11 Prozent) und Reputationsverlust (Platz 9 mit 11 Prozent). Covid-19 oder andere Pandemien beschäftigen die Unternehmen deutlich weniger als noch 2021 (Platz 6 mit 15 Prozent).

Ransomware-Angriffe weltweit grösste Cybergefahr
Dass Cybervorfälle in diesem Jahr den Spitzenrang belegen, liegt vor allem an der Zunahme von Ransomware- Angriffen, die von den Umfrageteilnehmern als die grösste Cyberbedrohung für das kommende Jahr bewertet wurden (57 Prozent). Die jüngsten Angriffe zeigen besorgniserregende Trends wie zum Beispiel «doppelte Erpressungstaktiken », bei denen die Verschlüsselung von Systemen mit Datendiebstahl kombiniert wird, das Ausnutzen von Softwareschwachstellen, die potenziell Tausende von Unternehmen betreffen, oder Angriffe auf kritische physische Infrastrukturen wie die Colonial-Pipeline in den USA.
«Ransomware ist zu einem grossen Geschäft für Cyberkriminelle geworden, die ihre Taktiken verfeinern und davon profitieren, dass die Einstiegshürden sinken – für die Ausführung eines Angriffs braucht es kaum noch technische Kenntnisse, die entsprechenden Werk-zeuge können bequem im Netz gebucht werden. Die Kommerzialisierung der Internetkriminalität macht es einfacher, Schwachstellen in grossem Stil auszunutzen. Wir werden mehr Angriffe auf Lieferketten und kritische Infrastrukturen erleben», erklärt Ivo Heeb, Underwriting Experte Financial Lines bei AGCS in der Schweiz.

Betriebsunterbruch bleibt Toprisiko
Aber auch Betriebsunterbrüche bleiben für Unternehmen ein beherrschendes Thema. In einem Jahr, das verbreitet von Unterbrechungen geprägt war, wurde das Ausmass der Schwachstellen in modernen Lieferketten und Produktionsnetzen offensichtlicher denn je. Neben Cybervorfällen sind auch die Auswirkungen der zunehmenden Abhängigkeit der Unternehmen von der Digitalisierung und die Verlagerung der Arbeit in ferne Länder wichtige Ursachen. Naturkatastrophen und Pandemien sind nach Ansicht der Befragten die beiden anderen wichtigen Auslöser für Betriebsunterbrüche. «Die Pandemie hat das Ausmass der Vernetzung in modernen Lieferketten aufgezeigt und verdeutlicht, wie an sich unzusammenhängende Ereignisse zusammenkommen und weitreichende Ausfälle verursachen. Zum ersten Mal wurde die Widerstandsfähigkeit von Lieferketten auf globaler Ebene auf eine harte Probe gestellt», sagt Christoph Müller, CEO von AGCS in der Schweiz.

Besser auf Pandemie vorbereitet
Der Ausbruch einer Pandemie ist für die Unternehmen nach wie vor eine grosse Sorge, fällt aber weltweit vom zweiten auf den vierten Platz zurück. In der Schweiz rangiert die Gefahr nur noch auf Rang 6. Obwohl die Covid- 19-Krise die wirtschaftlichen Aussichten in vielen Branchen weiterhin überschattet, sind die Unternehmen der Meinung, dass sie sich gut darauf eingestellt haben. Die Mehrheit der Befragten (80 Prozent) ist der Ansicht, dass sie angemessen oder gut auf eine künftige Pandemiewelle vorbereitet sind. Eine Verbesserung des Business Continuity Managements gilt dabei als wichtigste Massnahme, welche die Unternehmen ergreifen.

Joachim Heldt

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