gs1-neton-header-05.jpg

Truppenrucksack aus dem Schmalganglager

«Die Logistik beeinflusst alle Schlachten – sie entscheidet viele», soll der amerikanische General Dwight David Eisenhower gesagt haben. Auch in Friedenszeiten ist die Logistik wesentlicher Bestandteil der Armee. Für die Westschweiz stellt das Armeelogistikcenter Grolley den Nach- und Rückschub sicher.

Grolley ist eines von fünf Armeelogistikcentern der Schweiz. Sie erbringen logistische Leistungen für die Truppen der Schweizer Armee, unabhängig davon, ob diese in Ausbildung oder im Einsatz sind. An den Standorten Othmarsingen, Hinwil, Thun, Monte Ceneri und Grolley wird Material bereitgestellt, zurückgenommen und instand gestellt. So werden beispielsweise jedes Jahr 1200 Materialbestellungen und -rücknahmen abgewickelt sowie rund 50 000 Reparaturen an Fahrzeugen durchgeführt. Eine weitere Aufgabe ist das technische und infrastrukturelle Gebäudemanagement von rund 25 000 Objekten und 315 Quadratkilometern Fläche.

300 Paletten Truppenmaterial
In Grolley liegt ein Schwerpunkt auf dem Materiallager und der Instandhaltung von Fahrzeugen. Herzstück ist das 18 Meter hohe Schmalganglager. Es wurde Anfang 2011 in Betrieb genommen und bietet Platz für rund 13 000 Paletten. Hier lagert ausschliesslich palettiertes und nicht verderbliches Material, das die Truppen für Wiederholungskurse und Einsätze benötigen. Ein Beispiel hierfür sind die Truppenrucksäcke. Je nach Bedarf verlassen jeden Tag etwa 300 Paletten Material das Lager, für das eigens eine neue Halle gebaut werden musste. Die bereits vorhandene Halle wäre ohne Sanierung dafür nicht geeignet gewesen: Sie diente vorher als Panzerhalle. Das hinterliess Spuren, die Unebenheiten am Boden zeigen es. Heute sind in der ehemaligen Panzerhalle der Wareneingang und die Transitzone positioniert. In der Transitzone wird das Material bereitgestellt, das für eine bestimmte Truppe vorgesehen ist. «Hier macht es wenig Sinn, das Material einzulagern, um es am nächsten Tag wieder zu entnehmen», erklärt Robert Raia, der von der ersten Stunde an in den Aufbau des Schmalganglagers involviert war.

Flexibel und laufend überprüft
Das Lager in Grolley wird manuell bedient. Ein vollautomatisches Lager hätte die Flexibilität in Bezug auf die Hallennutzung stärker eingeschränkt. Bei der Planung des Neubaus galt es, die Bedürfnisse für die materielle Versorgung der Truppe zu erfüllen, die Arbeitsabläufe zu optimieren und dabei die Investitionen möglichst tief zu halten. Das manuelle Lager bietet ausserdem Flexibilität: Es könnte ohne aufwendige Umbauarbeiten um- gestaltet werden. «Es ist schwierig vorherzusehen, wofür diese Halle in 20 oder 30 Jahren verwendet wird. Flexibilität ist deshalb wichtig», meint Robert Raia.
Trotz des manuellen Betriebs ist die Fehlerquote im Lager relativ gering; die Arbeit wird mit SAP gesteuert und deshalb nahezu papierlos verrichtet. Für den Palettentransport setzt die Schweizer Armee in Grolley auf Schmalgangstapler von Toyota Material Handling. Jeder dieser induktionsgeführten Stapler ist mit einem Handscanner und einem Steuerbildschirm ausgestattet. Der Bildschirm ist über WLAN mit dem SAP-System verbunden. Wenn der Mitarbeiter den Strichcode auf der einzulagernden Palette scannt, meldet ihm das System über den Bildschirm, an welchem Platz sie zu deponieren ist. «Dadurch verfügen wir über eine laufende Inventur», er- klärt Robert Raia.

In Bewegung
Heute, gut drei Jahre nach der ersten Nutzung, hat sich der Betrieb im Schmalganglager eingependelt. Von den rund 600 Mitarbeitern in Grolley sind etwa 20 im Lager tätig. Sie können ebenso wie die Soldaten problemlos mit dem System arbeiten. «Wir haben in der Zwischenzeit viele Verbesserungen umgesetzt», meint Robert Raia und zeigt auf die waden- bis kniehohen Abstandshalter aus Metall. «Die haben wir nachträglich eingebaut. Sie verhindern, dass der Stapler das Regal rammt, wenn der Fahrer zu früh einlenkt.»
Das Schmalganglager ist zwar fertiggestellt, abgeschlossen sind die Arbeiten in Grolley jedoch noch nicht: Um die Umweltvorschriften zu erfüllen, wird derzeit das eindrückliche Rundgebäude, in dem sich die Hauptwerkstatt für die Fahrzeuginstandhaltung befindet, renoviert.

Katharina Birk

 

Ausgezeichnetes Logistikkonzept
Der Standort Grolley wurde 1971 eröffnet und beschäftigt heute rund 600 Mitarbeiter. Der «Armeemotorfahrzeugpark» wurde im Rahmen des Projekts «Standortmodell Logistikbasis der Armee» in das heutige Armeelogistikcenter umgewandelt. 2004 wurden alle Logistikdienstleister der Armee zur Logistikbasis der Armee zusammengefasst. Ausserdem wurde das Standortmodell Logistik umgesetzt. So wurden in den Jahren 2004 bis 2008 rund 500 Standorte und 1300 Immobilienobjekte abgebaut, die Lagerfläche um eine Million Quadratmeter verkleinert sowie die Materialbestände um rund zehn Milliarden Franken reduziert. Für die innovative Methode zur Entwicklung dieses Standortkonzepts wurde die Logistikbasis der Armee 2006 mit dem Swiss Logistics Award ausgezeichnet. Heute sind rund 3500 Mitarbeiter schweizweit in der Logistikbasis der Armee tätig.

Nach oben