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Dranbleiben

Valentin Wepfer, Mitglied der Geschäftsleitung GS1 Schweiz(jh) Der Konsument hat das mobile Internet schon längst entdeckt. Eine Voraussetzung für den Erfolg der mobilen Anwendungen ist eine «gemeinsame Sprache». Valentin Wepfer, Mitglied der Geschäftsleitung von GS1 Schweiz, im Gespräch mit «GS1 network» über Standards, Strategien und innovative Konzepte.

GS1 network: Seit zwei Jahren setzt «GS1 network» auf Schwerpunktthemen. Wie kommt der wechselnde Branchenfokus bei den Lesern an?
Valentin Wepfer: Die Kompetenz der Branchenschwerpunkte wird zu 51 Prozent als gut und zu 42 Prozent als sehr gut beurteilt. Ich glaube, dass der Blick über den eigenen Tellerrand für Leser und auch für uns selbst sehr wertvoll ist. Wir sind auf dem richtigen Weg und wir wollen mit jeder Ausgabe etwas besser werden. Die Kosten haben wir im Griff. Einzig der Finanzierungsgrad über die Anzeigen lässt zu wünschen übrig. Aber auch daran arbeiten wir.

Warum befasst sich «GS1 network» mit dem Konsumenten?
Die Konsumenten, eigentlich wir alle, sind tagtäglich mit den GS1 Standards konfrontiert. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette sind die GS1 Standards im Einsatz, sei es an der Kasse, beim Punktesammeln mit der Kundenkarte oder beim Informationsabruf mit dem Smartphone. Und wenn wir uns mit dem Thema «Category Management» befassen, ist es unabdingbar, dass wir uns auch mit dem Konsumenten beschäftigen.

Die MobileCommerceAnwendungen nehmen ständig zu. Welche Strategie verfolgt GS1 Schweiz in diesem Bereich?
Mobile Commerce ist ein wichtiges Thema der ganzen GS1 Community. Wir können dies aber nicht isoliert betrachten. Dank der starken Verbreitung von Smartphones haben heute noch mehr Menschen einen einfachen Zugang zum Internet. Die Allgegenwart sozialer Netzwerke bringt zum Ausdruck, wie selbstverständlich, effizient und effektiv heute Informationen ausgetauscht werden. Die interaktive mobile Vernetzung von Standort, Mensch und Produkt erlaubt uns allen, über ganz neue Möglichkeiten von Vermarktung nachzudenken. Bei GS1 Schweiz müssen wir uns mit den neuen Gegebenheiten auseinandersetzen. Für die GS1 Community, also primär für die professionellen Nutzer, ist es entscheidend, dass die Integrität des GS1 Systems nicht nur bestehen bleibt, sondern weiterhin gestärkt wird.

Etwas konkreter?
Wenn sich Menschen über Produkte unterhalten, Informationen und Erfahrungen austauschen, muss sichergestellt sein, dass die Grundinformationen stimmen. So ist es wichtig, dass aktuelle Produktbilder, Angaben über Inhaltsstoffe verfügbar sind. Heute gibt es bereits mehrere private Plattformen, die Produktinformationen zur Verfügung stellen. Die Produktdaten stammen aber selten vom Produzenten oder Markeninhaber. Die Informationen basieren aber nicht immer auf verlässlichen Quellen. Das ist nicht optimal. Eine der zentralen Herausforderungen für Mobile Commerce besteht also darin, eine sichere Datenherkunft zu gewährleisten.

Ist da der Zug nicht schon abgefahren?
Die Potenziale von Mobile Commerce können nur dann erschlossen werden, wenn die Voraussetzungen stimmen. Nebst der Datenintegrität sind in unserem Kontext auch Produktklassifizierungen, Standardprofile, Datenstrukturen usw. relevant. Nein, ich glaube nicht, dass der Zug abgefahren ist. Aber wir sind gefordert. GS1 muss sich als Garant für vertrauenswürdige Datenquellen beim Konsumenten etablieren. In Ländern mit einem verbreiteten Stammdatenpool wie Kanada, Australien oder Deutschland ist das einfacher. In der Schweiz müssen wir uns noch etwas einfallen lassen.

Was muss sich in Zukunft ändern, um den Konsumenten weiter bei Kauflaune zu halten?
Uns geht es nicht darum, dass die Menschen möglichst viel kaufen. Das ist nicht unsere Aufgabe (lacht). Uns geht es darum, unseren Beitrag zu leisten, damit Einkaufen sicher und einfach möglich ist. Das ist wichtig für die Shopper, die Händler und die Lieferanten. Egal, ob der Konsument über einen mobilen oder stationären Internetzugang online einkauft oder einfach in den Quartierladen um die Ecke oder in den Supermarkt geht. Und genau hier kommen die Kernkompetenzen der GS1 Organisationen mit den offenen Standards für StrichcodeSymbole, Datenaustauschformate und das Global Data Synchronisation Network zum Einsatz. Das Internet wird sich als Einkaufsund Kontaktmedium rasant weiterentwickeln. Facebook & Co. beschleunigen diesen Wandel zudem. Wem es gelingt, das Vertrauen des Konsumenten zu gewinnen, hat die besten Chancen, über Mobile Commerce zu reüssieren. Chancen haben insbesondere auch neue Geschäftsmodelle und Dienstleistungen um Produkte herum. Es stimmt zwar, dass viele Dienstleistungen via Internet kostenlos erhältlich sind. Inzwischen werden aber auch gute Umsätze mit Apps erzielt, welche es so früher gar nicht gegeben hat. Innovative Konzepte sind entscheidend.

Was konkret tut GS1 Schweiz?
Wir sind ein aktives Mitglied in der globalen MobileComGruppe von GS1 und haben mit iGepir eine eigene Appliaktion entwickelt, welche den mobilen Zugang zur GepirDatenbank ermöglicht. Damit sammeln wir erste
Erfahrungen. Vor Kurzem wurde die Version iGepir2 publiziert. Im September werden wir am zweiten Swiss Social Media Forum einen Überblick über die Entwicklungen im Mobile Commerce geben und den Erfahrungsaustausch fördern.

Und wie geht es weiter?
Wir überlegen uns auf globaler Stufe und in der Schweiz verschiedene Massnahmen. Wichtigstes Anliegen bleibt es, die Integrität des GS1 Systems sicherzustellen. Unsere Aufgabe wird es sein, zwischen Handel und Industrie ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln.
Mittelfristig stehen verschiedene Aufgaben an. Zum Beispiel muss unsere Methodenempfehlung zum Category Management durch die Komponente der Social Media ergänzt werden. Insgesamt sind aber für alle noch sehr viele Fragen offen. Dranbleiben ist daher unser Motto

Die Fragen stellte Joachim Heldt.

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