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Erlebte Kommunikation

Erlebte KommunikationDer Dozent steht mitten im Raum, sein Arm ist ausgestreckt und seine Faust befindet sich unmittelbar vor dem Gesicht eines Studenten. Doch der ist keineswegs irritiert, sondern zeigt ein breites Grinsen. Und wir befinden uns auch nicht in einem Kurs für eine Kampfsportart. Sondern in einer Pilotklasse für Logistikfachleute.

(jf) In der Klasse befinden sich mehr als 20 Studierende unterschiedlichen Alters, die aus den verschiedensten Fachbereichen stammen.

Sie sind recht lebendig und folgen dem Unterricht teilweise mit spontanen Zwischenrufen und witzigen Bemerkungen. Jetzt aber sind alle Augen gebannt auf den Lehrer gerichtet.

Ein erfahrener Dozent
Hans Conrad Hirzel kennt Schulungen dieser Art aus dem FF. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet er als Dozent bei Grossunternehmen und KMUs gleichermassen. Er ist selbstständig, hat aber auch ein Mandat bei der Credit Suisse Business School, wo er Kadermitarbeitende für Führungsaufgaben fit macht. Bei GS1 und den LogistikPilotklassen ist er zuständig für das Modul «Selbstmanagement & Mitarbeiterführung». Die insgesamt vier Tage dauernde Schulung umfasst Themen wie «Gruppendynamische Prozesse» oder «Konfliktarten und -management». An diesem Morgen ist das Thema «Kommunikation als Führungsinstrument» an der Reihe.

Gelerntes vertiefen
Doch zunächst lässt Hirzel die Studierenden kleine Gruppen bilden. Jedes Team erhält den Auftrag, ein per Zufall ausgewähltes Thema des ersten Schulungstages kurz aufzuarbeiten und im weiteren Verlauf des Tages in wenigen Minuten zu präsentieren – eine elegante Methode, gleichzeitig Gelerntes zu verankern und an der Präsentationstechnik zu feilen. Dann startet er in sein heutiges Thema. In fulminanter Weise führt er wichtige Begriffe ein, stellt gestenreich zentrale
Ansätze vor, bezieht die Studierenden mit ein, begleitet seine Fragen mit provozierender Mimik. Auf der Flipchart entsteht langsam ein komplexes Kommunikationsmodell mit unzähligen Aspekten verbaler, paraverbaler und nonverbaler Kommunikation. Eindrücklich demonstriert Hirzel immer wieder, was er meint, lässt die Teilnehmenden buchstäblich erleben, was sie lernen sollen.

Grenzüberschreitung!
So auch in dem bereits angedeuteten kleinen Experiment zum Thema nonverbale Kommunikation, in dem es um Nähe geht. Überschreite ich die Grenze der gesellschaftlichen Distanz, dringe ich in den Bereich der sogenannten persönlichen Distanz oder sogar in die intime Distanzzone meines Gesprächspartners ein. Ich komme ihm buchstäblich zu nahe, er wird ausweichen, denn solche Nähe stellt eine Grenzverletzung dar. Und die Grenze zur persönlichen Distanz verläuft eben im Bereich eines ausgestreckten Arms, auf Armlänge, in Schlagdistanz. In dieser Art führt Hirzel durch seine Themen, führt die Rolle von Mimik, Gestik und Tonalität vor Augen, erläutert Paul Watzlawicks berühmtes Axiom, wonach man nicht nicht kommunizieren könne, und demonstriert, dass ein partnerschaftliches Gespräch nicht zuletzt eine Frage der Augenhöhe ist.

Verdiente Pause
Derartiger Unterricht ist ausserordentlich intensiv, und bald geht es in die verdiente Pause. Dort diskutieren die Studierenden über die anstehende Prüfung SSC Basiskompetenz BP, mit der die ersten sechs Module abgeschlossen wird. «Man hat schon ziemlich Respekt vor dieser Prüfung», sagt Janine Zürcher, Prozessverantwortliche bei DHL Logistics und Klassensprecherin. Ganz allgemein sei es recht viel Stoff, berichtet sie. Neben den beiden Kurstagen alle zwei Wochen gebe es noch die Lerngruppe und vor allem das individuelle Studium der Scripts. «Ich bin zwei bis drei Abende pro Woche dran, es ist schon happig», fasst sie zusammen, und die umstehenden Mitstudierenden nicken, aber: «Es macht Spass!»

Jürg Freudiger

 

SSC: die neuen Studiengänge von GS1 Schweiz
Seit Herbst 2010 führt GS1 Schweiz die erste Staffel der neuen Studiengänge «Logistikfachmann/frau», «Logistikleiter/in» und «Supply Chain Manager/in» durch. Nachdem das BBT im Jahr 2005 das Projekt Swiss-Supply-Chain (SSC) lanciert hatte, waren die Prüfungen in enger Zusammenarbeit mit den involvierten Verbänden neu konzipiert worden. Basierend auf den neuen Prüfungsanforderungen wurden auch die Lehrgänge überarbeitet. Sie dauern nun drei Semester und sind modular aufgebaut. Die Ausbildung zum Supply Chain Manager wurde dabei komplett neu geschaffen. Alle von GS1 Schweiz erstmals angebotenen Kurse stossen auf reges Interesse.

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