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„Mit dem Jubiläum haben wir GS1 Schweiz bekannter gemacht.“

Der Besuch von Bundesrätin Doris Leuthard, neue Dienstleistungen und der Umzug der Geschäftsstelle: 2015 war bei GS1 Schweiz einiges los. CEO Nicolas Florin blickt zurück und erläutert die Schwerpunkte für 2016.

Mit welchem Wort würden Sie das Jahr 2015 beschreiben?
Intensiv!

Inwiefern?
Es war ein ereignisreiches Jahr. Wir haben unser zehnjähriges Jubiläum gefeiert sowie die zwei neuen Produkte trustbox und GLN-Datenbank lanciert. Mit den Arbeitsgruppen Rückverfolgbarkeit II sowie Planung und Prognose haben zwei neue Gremien ihre Arbeit aufgenommen. Ausserdem haben wir bei neuen Projekten Unternehmen dabei unterstützt, ihre Prozesse mit GS1 Standards und ECR-Prozellmodellen zu optimieren.

Was waren für Sie die Höhepunkte des zehnjährigen Jubiläums?
Aller guten Dinge sind drei: Die Jubiläums-Generalversammlung, der Besuch der Geschäftsstelle bei unseren deutschen Kollegen und die Vorstandsreise an die Weltausstellung in Mailand. Alle drei waren wertvoll für den Austausch und die Horizonterweiterung. Besonders stolz sind wir, dass Bundesrätin Doris Leuthard den Jubiläumsanlass eröffnet hat. Er hatte eine wichtige Aussenwirkung: Hier haben wir gezeigt, wer die Organisation hinter dem Barcode ist und was wir machen. Insbesondere durch die Bundesrätin konnten wir neue wertvolle Kontakte knüpfen. Ich möchte anfügen, dass wir dieses Jahr noch ein zweites Jubiläum gefeiert haben: 2015 wurde zum 20. Mal der Swiss Logistics Award vergeben. Auch darauf sind wir stolz: Die vielen Projekteingaben zeigen, dass die Schweizer Logistik nach 20 Jahren innovationsfreudiger denn je ist. Das ist für den Standort Schweiz wichtig.

Was konnten Sie vom Besuch bei GS1 Germany mitnehmen?
Wir wurden dort sehr freundlich empfangen und konnten uns einige Anregungen holen. Ein paar Ideen werden wir in unserem Showroom am neuen Standort verwirklichen. Aber ich will hier noch nicht alles verraten. Wir werden das unseren Besuchern im Laufe des Jahres präsentieren.

Zurück zu den neuen Produkten. Was genau bringt die GLN-Datenbank?
GLN steht für Global Location Number. Damit können Standorte wie beispielsweise Verteilzentren, Filialen oder auch Sitzungszimmer eindeutig identifiziert werden. In der Datenbank sind alle Mitglieder mit ihren Haupt-GLNs erfasst. Einige von ihnen haben das bereits ausgebaut und weitere GLNs publiziert. So können sie ihren Partnern einfach Informationen zur Verfügung stellen. Die öffentliche Datenbank kann als Grundlage für weitere Anwendungen dienen. Denkbar wären Apps im B2B-, aber auch im B2C-Bereich. Diese Digitalisierung ist nicht aufzuhalten und wir empfehlen unseren Mitgliedern, sich damit auseinander zu setzen und die internationalen Standards von GS1 in die Überlegungen einzubeziehen.

Stichwort Digitalisierung: Wie weit ist trustbox?
trustbox ist einsatzbereit. Das ist unsere Antwort auf gesetzliche Anforderungen der EU, wonach Händler im Fernabsatz, z.B. im Onlinehandel, mit vorverpackten Lebensmitteln ihren Kunden bereits vor Abschluss des Kaufvertrags Produktinformationen zur Verfügung stellen müssen. Das ist aber noch nicht alles: 2016 tritt das neue Schweizer Lebensmittelgesetz in Kraft, das Händler, Produzenten und Gastronomen betrifft. Kurz: Alle, die mit Lebensmitteln zu tun haben. Sie müssen dem Konsumenten aktuelle und vollständige Informationen zur Verfügung stellen. Die Erfahrung aus dem Ausland hat gezeigt, dass das eine grosse Herausforderung ist. trustbox ist eine Möglichkeit, das Gesetz auf pragmatische Art zu erfüllen.

Wie schreitet die Arbeit in den Gremien voran?
Sehr gut! Wir haben das Glück, mit einer sehr engagierten Community arbeiten zu dürfen. An dieser Stelle ein herzliches Merci an alle Teilnehmer. Ich möchte kurz von zwei Gremien berichten, die 2015 neu gegründet wurden: die Arbeitsgruppe Rückverfolgbarkeit II und die Arbeitsgruppe Planung und Prognose. Die Arbeitsgruppe Rückverfolgbarkeit II wird eine allgemein gültige Anwendungsempfehlung zum Thema Rückverfolgbarkeit für die gesamte Supply Chain erstellen. Die Arbeitsgruppe Planung und Prognose arbeitet an einer Empfehlung für kollaborative Planungs- und Prognosemodelle. Das ist an sich kein neues Thema, aber es werden in regelmässigen Abständen immer wieder Lösungen gesucht. Allerdings hakt es etwas an der Bereitschaft, solche Daten überhaupt auszutauschen.

Eines der ersten grossen Projekte, in denen GS1 Schweiz Unternehmen bei der Optimierung ihrer Supply Chains unterstützt, war die Kooperation mit dem UNHCR. Wo stehen Sie bei dem Projekt?
Wir stehen kurz vor Abschluss des zweiten Projektteils, in dem der Soll-Zustand beschrieben wird. Nun folgen die Ausschreibungen, um diesen Soll-Zustand mit geeigneten Hilfsmitteln, wie beispielsweise ERP-Systemen, erreichen zu können. Das UNHCR ist übrigens nicht unser einziges Projekt, bei dem wir Supply Chains optimieren. Generell unterstützen wir bei unseren Mitgliedern sowohl Händler als auch Produzenten, insbesondere beim Thema Omni Channel. Hier sind die GS1 Standards besonders dienlich.

Welche Fortschritte konnten Sie bei der Standardisierung im Gesundheitswesen machen?
Wir waren letztes Jahr im Gesundheitswesen, das gemäss unserer Strategie eine der Hauptbranchen ist, sehr aktiv. Das betrifft zunächst die UDI-Richtlinie, wonach alle Hersteller von Medizinprodukten, die in die USA exportieren, ihre Produkte eindeutig identifizieren und in einer Datenbank erfassen müssen, um die Rückverfolgbarkeit sicherzustellen. Die zuständige US-amerikanische Behörde erkennt offiziell an, dass diese gesetzliche Auflage mit dem GS1 System vollständig erfüllt wird. Wir haben vergangenes Jahr einige Schulungen durchgeführt und werden diese 2016 fortsetzen, da viele Schweizer Unternehmen betroffen sind. Ein grosser Schritt war dann im November, als HCI Solutions bekannt gab, künftig nur noch mit unseren GTINs, den Global Trade Item Numbers, arbeiten zu wollen. Erwähnen möchte ich auch noch unsere Studie Spital der Zukunft, die wir Mitte 2015 publiziert haben. Die Ergebnisse sollen dieses Jahr im Rahmen von „Spital der Zukunft Live“, zusammen mit eHealth Suisse und Partnern aus der Wirtschaft am Institut für Medizininformatik der Berner Fachhochschule in einem Laborumfeld umgesetzt werden.

2015 war also ein gelungenes Jahr?
Alles in allem ja. Wir konnten erfolgreiche Veranstaltungen durchführen. Manche bescherten uns Rekordteilnehmerzahlen. Das zeigt, dass wir mit den Themen den Nerv der Zeit treffen. Zu erwähnen sind hier sicherlich „Deklaration 3.0“, bei der wir über die neue Schweizer Gesetzgebung im Bereich Lebensmittel informiert haben. Ausserdem der Swiss Logistics Day, der im Rahmen des europaweiten Aktionstages der Logistik stattfand. Wir hatten noch nie so viele Firmen, die ihre Türen öffneten und einen Blick hinter die Kulissen ermöglichten – das lässt uns natürlich für 2016 hoffen. Und auch in der Westschweiz waren wir erfolgreich: Das 15. GS1 Forum Suisse de Logistique zum Thema Innovationen war nicht nur ausserordentlich gut besucht, sondern von einer besonders regen Diskussion geprägt. Auch unser Präsident Robert Vogel war begeistert. Im Bereich der Kommunikation ist der Ausbau unserer Präsenz auf Social Media erwähnenswert. Insbesondere auf Facebook und LinkedIn konnten wir uns etablieren und unseren Mitgliedern so einen weiteren Kanal zur Verfügung stellen, über den wir informieren.
Ein Bereich, in dem wir 2015 einen schweren Stand hatten, ist die Weiterbildung. Hier leiden wir unter der aktuellen Wirtschaftslage. Das ist eigentlich paradox, denn genau in schwierigen Zeit benötigen Unternehmen gut ausgebildete Fachkräfte. Wir werden deshalb dieses Jahr noch mehr Energie in die Weiterentwicklung unseres Weiterbildungsangebots investieren.

Im Mai 2015 wurden Sie in den Vorstand von GS1 Global gewählt. Was können Sie dort für die Schweizer Mitglieder bewegen?
Ich vertrete dort nicht nur die Schweiz, sondern mit meinen Kollegen von GS1 Germany und GS1 UK die ganze Region Europa. Der Vorteil ist, dass ich in diesem Gremium Informationen aus erster Hand erhalte. Hier erfahre ich nicht nur, was multinationale Unternehmen wie Nestlé, Wal-Mart oder Mondelēz bewegt, sondern auch welche Anforderungen Amazon, Google oder Ebay an die GS1 Standards stellen. Das ist ein grosser Vorteil. Wir können so unsere Strategie fortlaufend überprüfen und an die Bedürfnisse der modernen Wirtschaft anpassen.

Was sind die Schwerpunkte 2016?
Am 18. Dezember 2015 haben wir unsere neuen Räumlichkeiten in der Monbijoustrasse 68 in Bern bezogen. Die meisten Umzugskartons sind bereits ausgepackt. Nun müssen wir uns am neuen Standort einleben. Wir freuen uns, Lehrgangs- und Seminarteilnehmer sowie die Gremien nun direkt bei uns empfangen zu können. Wir werden nächstes Jahr kaum neue Themen aufgreifen, sondern vielmehr die aktuellen festigen und vertiefen. Darunter fällt beispielsweise die Rückverfolgbarkeit im Bereich der Fast Moving Consumer Goods. Hier haben wir eine Zusammenarbeit mit unseren deutschen GS1-Kollegen vereinbart, um das Tool fTrace auch in der Schweiz einführen zu können. Dann möchten wir im Bereich Stammdatenaustausch weiterarbeiten und das Weiterbildungsangebot weiterentwickeln. Auf Vorstandsebene werden wir uns insbesondere der Strategiearbeit widmen. Es gilt, die aktuelle Strategie 2012-2016 zu analysieren und darauf aufbauend die neue Strategie zu erarbeiten beziehungsweise die aktuelle Strategie fortzuschreiben. Bei all unseren Aktivitäten werden weiterhin die Mitglieder im Fokus stehen.

Die Fragen stellte Katharina Birk.

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