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Steigendes BIP, verhaltene Freude

(sda) Gestützt von privatem Konsum, Bauinvestitionen und Aussenhandel ist ein positives Wirtschaftswachstum der Schweiz zu vermelden. Die Industrie hinkt allerdings weiter hinterher. Das Bruttoinlandprodukt wuchs um 0,6 Prozent gegenüber dem Jahresende 2012. Im Vergleich zum Vorjahresquartal legte das das BIP um 1,1 Prozent zu.

Die Ausgaben für den privaten Konsum stiegen gegenüber dem Schlussquartal 2012 um 0,6 Prozent, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Donnerstag mitteilte. Dabei legten die Ausgaben für Gesundheit und Wohnen am meisten zu. Der Staat und die Sozialversicherungen konsumierten dagegen 0,9 Prozent weniger. Die Investitionen schrumpften zwischen Januar und März um 0,3 Prozent. Hier standen um 0,3 Prozent gestiegene Bauinvestitionen den um 0,8 Prozent gefallenen Ausrüstungsinvestitionen gegenüber.

Starkes Baugewerbe
Bei der Produktion wuchs die Wertschöpfung in mehreren Wirtschaftszweigen. Dazu gehört namentlich die Industrie, die nach einem Rückgang im Vorquartal wieder um 0,3 Prozent zulegte. Relativ stark wuchs auch das Baugewerbe mit 2,5 Prozent. Das Wachstum im Finanzsektor betrug 0,9 Prozent.
Nicht-finanzielle private und öffentliche Dienstleistungen nahmen um 0,5 Prozent zu. In dieser Kategorie war das Wachstum im Gesundheits- und Sozialwesen mit 2 Prozent besonders markant. Handel, Gastgewerbe, Verkehr und Nachrichtendienste schrumpften dagegen um 0,1 Prozent.

Exporte sinken
Die Warenexporte ohne Edelmetalle, Edel- und Schmucksteine, Kunstgegenstände und Antiquitäten sanken um 0,2 Prozent. Das ist gemäss Seco auf eine geänderte Systematik beim Aussenhandel mit Strom zurückzuführen.
Dort wird neu mit Netto- statt mit Bruttobeträgen gerechnet. Der Aussenhandelsbilanzsaldo mit Strom und damit indirekt die gesamte Handelsbilanz sind davon gemäss Seco aber nicht betroffen.
Dies ausgeklammert, wären die Warenexporte um 1,4 Prozent gewachsen. Positiv entwickelten sich die Ausfuhren bei Chemie und Pharma, Uhren, Präzisionsinstrumenten und Bijouterie. Die übrigen Branchen stagnierten oder waren rückläufig.
Auch die Importe wurden durch die umgestellte Systematik beeinflusst. Sie nahmen um 2,1 Prozent ab. Den Effekt ausgeklammert, hätte das Minus 0,9 Prozent betragen.
Bei den Dienstleistungen sanken sowohl die Aus- als auch die Einfuhren. Im Tourismus sanken die Konsumausgaben von Ausländern in der Schweiz um 1,4 Prozent, Schweizerinnen und Schweizer liessen sich ihre Ferien im Ausland 1,9 Prozent weniger kosten. Die übrigen Dienstleistungen wie Banken und Versicherungen exportierten 0,3 Prozent weniger und führten 1,9 Prozent weniger ein.

Prognosen übertroffen
Mit den BIP-Zahlen lag die Schweiz im ersten Quartal über oder am oberen Ende der Prognosen. Von der Finanznachrichtenagentur AWP befragte Ökonomen hatten mit einem Wachstum von 0,2 bis 0,4 Prozent zum Vorquartal und 1 bis 1,1 Prozent zum Vorjahr gerechnet.
Bruno Parnisari, Leiter des Ressorts Konjunktur im Seco, hielt auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda fest, für Aussagen über eine Erholung oder eine Beschleunigung sei es zu früh. Die Entwicklung sei zu uneinheitlich.
Die international anfällige Industrie weise seit mehreren Quartalen keine oder nur schwache Fortschritte auf. Anhaltend positiv zeige sich die Binnenwirtschaft etwa im Gesundheitswesen und bei der öffentlichen Hand. Diese stützenden Faktoren fehlten in vielen europäischen Ländern. Zudem profitiere die Schweiz weiterhin von einem stabilen Bevölkerungswachstum.
Das Wirtschaftsforschungsinstitut Bakbasel kommentierte, die Binnenwirtschaft habe die Schweiz einmal mehr vom schwierigen aussenwirtschaftlichen Umfeld abgekoppelt. Das Wachstum sei überraschend kräftig, aber nicht breit abgestützt.

Rezession in der Eurozone
Mit ihren 0,6 Prozent BIP-Wachstum steht die Schweiz im europäischen Umfeld gut da. Die Wirtschaft der 17 Länder mit der Einheitswährung Euro schrumpfte im ersten Quartal verglichen mit dem Jahresende um 0,2 Prozent, womit die 17 Euroländer seit eineinhalb Jahren in der Rezession stecken.
Das BIP Deutschlands, des wichtigsten Handelspartners der Schweiz und Wachstumslokomotive Europas, wuchs um überraschend schwache 0,1 Prozent. Alle 27 EU-Länder verzeichneten zum Jahresauftakt einen Rückgang um 0,1 Prozent.

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